Die Lippische Landeskirche setzt sich für die Rückholung eines 34-jährigen Flüchtlings aus Ghana ein, der vor dreieinhalb Wochen in sein Heimatland abgeschoben worden ist. Muntari Adam sei ohne Ankündigung am 21. November an seinem Wohnsitz in Blomberg von der Ausländerbehörde das Kreises Lippe abgeholt worden, teilte die lippische Kirche am 18. Dezember in Detmold mit. Die Abschiebung am frühen Morgen erfolgte demnach entgegen eines positiven Votums der Härtefallkommission des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese habe sich im Frühjahr dieses Jahres aufgrund des tragischen Einzelfalles von Adam und der individuellen Härte für ein Bleiberecht ausgesprochen, hieß es. Aufgrund traumatischer Erfahrungen habe der Ghanaer in Blomberg zuletzt eine psychosoziale Tagesbetreuung besucht.

Die evangelische Kirchengemeinde Cappel in Blomberg hat nun eine Unterschriftenaktion für Adam gestartet. Die Gemeindemitglieder fordern darin die zuständigen Entscheidungsträger auf, "unverzüglich alle notwendigen Schritte für eine schnelle Rückkehr von Muntari Adam nach Blomberg zu unternehmen".

Muntari Adam floh den Angaben nach vor 17 Jahren aus seiner Heimat, nachdem seine Familie in einem lokalen Krieg in Nordghana umgekommen war. Über das Bürgerkriegsland Libyen und dann Italien kam er vor fünfeinhalb Jahren nach Deutschland. Er sei gut integriert gewesen, erzählte Dieter Bökemeier, Pfarrer für Flucht und Migration der lippischen Kirche. Er habe Freunde, sei Mitglied der Kirchengemeinde Cappel und des internationalen Bibelkreises in Detmold. Nach der positiven Entscheidung der Härtefallkommission habe er Hoffnung geschöpft, in Deutschland bleiben zu können.

Landessuperintendent kritisiert Vorgehen der Behörden

"Ich mache mir jetzt sehr große Sorgen um Muntari", sagte Bökemeier, der mit ihm übers Internet im Kontakt ist. Aus seinen Nachrichten aus Ghana spreche große Verzweiflung. "Er hat kein Geld, die Krankheit hat sich verschlechtert, ohne ausreichend behandelt werden zu können. Er sieht keine Zukunft für sich."

Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends kritisierte das Vorgehen des Kreises Lippe. "Die Abschiebung lässt einen fassungslos zurück", zeigt sich der Theologe erschüttert. "Bei einem Menschen, der offensichtlich krank ist, der in dem Land, aus dem er vor 17 Jahren geflohen ist, keine Perspektive hat, dessen gesamte Familie dort ums Leben kam, und der in Lippe inzwischen über ein ganzes Netz von Beziehungen verfügt, kann man doch nur fragen: Warum?"