Am weltweiten Aktionstag der Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" haben sich am 29. November in Deutschland Hunderttausende Menschen beteiligt. Großdemonstrationen gab es unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln und München. Nach Angaben der Veranstalter nahmen deutschlandweit rund 630.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene teil. Anlass der Proteste war die ab Montag in Madrid tagende Weltklimakonferenz.

Insgesamt gab es beim vierten globalen Klimastreik in Deutschland Aktionen in mehr als 500 Städten. In Nordrhein-Westfalen wurde an mehr als 70 Orten protestiert. Beim dritten globalen Klimastreik am 20. September waren nach Angaben der Bewegung etwa 1,4 Millionen Menschen zusammengekommen.

Bei den Protesten am 29. November forderten die Aktivisten in zahlreichen Wortbeiträgen und auf Transparenten einen "Neustart" der Klimapolitik in Deutschland. Die geplanten Maßnahmen reichten nicht aus, um das globale Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Weniger Zulauf in Köln

In Köln kamen nach Schätzungen der Organisatoren rund 20.000 Teilnehmer zusammen, um durch die Innenstadt zu ziehen. Das waren deutlich weniger als Ende September, als sich in der Domstadt beim letzten großen Klimastreik 70.000 Menschen einfanden. "Fridays for Future"-Sprecherin Maira Kellers vermutete als Grund für diesen Rückgang die "Frustration", die aufgrund der zu zögerlichen Maßnahmen der Bundesregierung bei den potenziellen Unterstützern der Bewegung eingetreten sei. Das von der Bundesregierung verabschiedete Klimapaket bezeichnete sie als "lachhaft".

Einige Teilnehmer der Kölner Demonstrationen begaben sich auch vor das Institut der deutschen Wirtschaft Köln - offenbar um den Eingang zum Gebäude zu blockieren. Nach Angaben der Polizei verlief die Aktion allerdings friedlich, zudem sei es auch nicht zu einer Blockade gekommen: Die Personen hätten sich lediglich auf die Stufen vor das Institut gesetzt.

In Düsseldorf fand der Aufruf zum Klimastreik rund 5.000 Unterstützer. Auf Transparenten der Demonstranten hieß es unter anderem "Make Love, not CO-2", "Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft" oder in Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte der Bibel: "Und Gott sah, dass die Klima-Demonstration sehr gut war!" Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf, Heinrich Fucks, sagte am Rande der Demonstration, man gehe als Kirche vor allem "für Klimagerechtigkeit und für das Recht auf Zukunft" auf die Straße.

Bedford-Strohm demonstriert in München

In Münster versammelten sich laut Polizei etwa 7.500 Menschen. Sie zogen vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt bis zum Schlossplatz. Auch in Essen verliefen die Proteste ruhig. Dort fanden sich mehr als 3.000 Menschen zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt ein. Weitere 1.000 Menschen beteiligten sich in Bonn an einem Demonstrationszug, der vom Marktplatz durch die Innenstadt bis zum Poppelsdorfer Schloss führte. In Bielefeld gab es zudem auch einen Fahrradkorso. Dort hatten sich am Kesselbrink rund 3.000 Menschen zu einer Kundgebung getroffen - etwa 350 davon starteten mit ihren Rädern dann zu der Demo.

An der Kundgebung in München nahm auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, teil. Etwa 17.000 Klimaschützer versammelten sich dort. Die Veranstalter sprachen von mehr als 30.000 Teilnehmern. "Ich werbe überall dafür, den notwendigen starken Impuls der Zivilgesellschaft, allen voran der Schülerinnen und Schüler, nun wirklich in die manchmal mühsamen und mit vielen Dilemma-Situationen verbundenen politischen Prozesse umzusetzen", schrieb der bayerische Landesbischof anschließend auf Twitter.

Sprung in die Spree

Zum Auftakt des Aktionstages waren in Berlin am Vormittag rund 20 Umweltschützer in die Spree gesprungen. Ziel war die symbolische Rettung eines im Wasser treibenden Klimapakets mit neuen Forderungen an die Politik. Im Anschluss sollte es an eingeladene Politiker übergeben werden. Fabian Gacon von der BUND-Jugend erklärte zur Aktion: "Echter Klimaschutz kann und darf nicht auf Freiwilligkeit der Kohlekonzerne beruhen." Er warf der Bundesregierung vor, ihrer internationalen Rolle im Klimaschutz nicht gerecht werden zu wollen.

In Berlin zählt die "Fridays for Future"-Bewegung rund 60.000 Menschen, die Polizei sprach von mehreren zehntausend Teilnehmern. Die Berliner Demonstration führte vom Brandenburger Tor durch das Regierungsviertel und zurück. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, sprach sich dort für einen raschen und grundlegenden sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft aus. Die Arbeitnehmer wüssten, "dass es nur auf einem gesunden Planeten dauerhaft gute Arbeit geben wird", sagte Hoffmann.

In Hamburg gingen laut Polizei etwa 30.000 Aktivisten auf die Straße. In Hamburg waren die Zufahrtstraßen zur Innenstadt komplett gesperrt. Autofahrer mussten erhebliche Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Auch in anderen Städten kam es zu Verkehrsbehinderungen. In Frankfurt am Main, wo nach Veranstalterangaben rund 8.000 Menschen protestierten, blockierten Aktivisten zeitweise die Einkaufsmeile Zeil.