Der Evangelische Kirchenkreis Siegen hat die Diskriminierung und Versuche der Therapierung von homosexuellen Menschen verurteilt. "Wir stellen uns gegen jegliche Form der Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber gleichgeschlechtlich liebenden und lebenden Menschen", heißt es in einer Stellungnahme, die die Kreissynode als oberstes Leitungsorgan des Kirchenkreises am 27. November auf ihrer Tagung in Wilgersdorf mehrheitlich beschloss.

"Wir verurteilen entwürdigende, manipulative Praktiken wie die 'Konversionstherapie', die unter dem Deckmantel der 'Seelsorge' homosexuellen Menschen unendlich viel Leid zugefügt hat und noch zufügt", heißt es weiter. Homosexualität sei integraler Bestandteil der Persönlichkeit, nicht Symptom eines tieferliegenden, therapierbaren und heilbaren Konflikts. "Gott liebt bedingungslos jeden Menschen, so wie er ist", betonen die Synodalen in der Stellungnahme.

Konservatives Netzwerk "Bibel und Bekenntnis"

Anlass für die Erklärung war den Angaben nach ein Pressebericht über eine Veranstaltung des Netzwerks "Bibel und Bekenntnis" Mitte November in Siegen, auf dem sich Redner dem Bericht zufolge unter anderem für eine Therapie von homosexuellen Menschen ausgesprochen hatten. Der Kirchenkreis verwies in seiner Stellungnahme auf einen Beschluss der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20. November, die die evangelische Trauung für gleichgeschlechtliche Ehepaare kirchenrechtlich ermöglicht hat. Dafür hatte die Siegener Kreissynode bereits im Juni mehrheitlich gestimmt, wie es hieß.

Superintendent Peter-Thomas Stuberg stellte sich in seinem Bericht vor der Kreissynode ausdrücklich an die Seite von Menschen, "die in gegenseitiger Verantwortung, Liebe und Treue in homosexuellen Partnerschaften leben". "In unserem Kirchenkreis haben wir dank vieler zuhörender Gespräche gelernt, dass unsere Glaubensgeschwister ihren Glauben an Jesus Christus und ihre homosexuelle Liebe ehrlich miteinander vereinbaren wollen und dieses auch können", sagte Stuberg vor den mehr als 100 anwesenden Kreissynodalen.

Dagegen verwies Pfarrer Christian Schwark aus Trupbach-Seelbach darauf, es gebe unterschiedliche Meinungen im Siegerland zur kirchlichen Trauung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. "Aber wir sind uns einig, dass homosexuell empfindende und lebende Menschen genauso Respekt und Liebe verdienen, wie alle anderen auch." Das sei auf der Veranstaltung des Netzwerks "Bibel und Bekenntnis" auch deutlich gesagt worden, erklärte Schwark.

Haushalt verabschiedet

Auf der Kreissynode wurde zudem der Haushaltsplan 2020 verabschiedet. Der Kirchenkreis verfügt im kommenden Jahr voraussichtlich über Kirchensteuermittel in Höhe von 16,9 Millionen Euro, wie es hieß. 78 Prozent davon gibt er an die Gemeinden weiter. Zehn Prozent fließen in die kreiskirchlichen Dienste, darunter Kreissynodalkasse, Telefonseelsorge und Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Zwölf Prozent erhält die Superintendentur einschließlich der Leitungsorgane des Kirchenkreises, der Synode, Verwaltung und Rechnungsprüfung. Hinzu kommen noch Mehreinnahmen von rund 330.000 Euro, die der Kirchenkreis von der Landeskirche aus Kirchensteuer-Mehreinnahmen erhält.

Darüber hinaus gab Superintendent Stuberg einen Zwischenstand zu den Beratungen der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein über eine mögliche Vereinigung. "Es läuft alles fahrplanmäßig", sagte er. Im Juni hatten die Siegener und die Wittgensteiner Kreissynoden beschlossen, die Optionen zur Gründung eines neuen Kirchenkreises in einer Machbarkeitsstudie auszuloten. Zwischenzeitlich haben dazu mehrere Projektgruppen und eine Steuerungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Die fertige Machbarkeitsstudie soll auf der Sommersynode 2020 vorgestellt und anschließend in den Kirchengemeinden erörtert werden.