Bei seinem Besuch in Japan hat Papst Franziskus der Toten des ersten Atombombenabwurfs im Zweiten Weltkrieg gedacht und die Abschaffung aller Nuklearwaffen gefordert. "Aus diesem Abgrund des Schweigens hört man noch heute den lauten Schrei derer, die nicht mehr sind", sagte er am 24. November bei einem Friedenstreffen in Hiroshima. Dort waren 1945 Zehntausende Menschen durch eine US-Atombombe gestorben. Unzählige weitere erlagen den Folgen der Verstrahlung.

Der Angriff habe für immer nicht nur die Geschichte Japans sondern auch das Antlitz der Menschheit geprägt, sagte Franziskus. Daran zu erinnern sei ein moralischer Imperativ. "Nie wieder so viel Leid!", mahnte das katholische Kirchenoberhaupt.

"Unsagbares Grauen"

Der Einsatz von Atomwaffen sei ein "Verbrechen nicht nur gegen den Menschen und seine Würde, sondern auch gegen jede Zukunftsmöglichkeit", sagte der Papst. Er verurteilte auch den Besitz von Atomwaffen als unmoralisch. "Wie können wir Frieden anbieten, wenn wir beständig die Drohung eines Atomkrieges als legitimes Mittel zur Konfliktlösung einsetzen?" fragte er.

In Nagasaki hatte Franziskus zuvor an das "unsagbare Grauen" erinnert, "das die Opfer und ihre Familien am eigenen Leib erlitten haben". Die Stadt mache den Menschen noch heute bewusst, welchen Schmerz und Schrecken Menschen einander zufügen könnten, sagte er an dem Ort, auf den im August 1945 die zweite Atombombe fiel.

Der Besitz von Atomwaffen und anderer Massenvernichtungswaffen sei "unvereinbar" mit dem Wunsch nach Frieden und internationaler Stabilität, sagte Franziskus. Angst vor gegenseitiger Zerstörung, Drohungen mit gänzlicher Auslöschung sowie eine Logik der Angst und des Misstrauens vergifteten vielmehr die Beziehungen zwischen den Völkern und verhinderten jeden möglichen Dialog.

Rüstung Ressourcenverschwendung

Das Wettrüsten vergeude wertvolle Ressourcen, die zugunsten von Entwicklung und Umweltschutz verwendet werden könnten, beklagte der Papst. "In der Welt von heute, wo Millionen von Kindern und Familien unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, ist es ein himmelschreiender Anschlag, wenn für Herstellung, Modernisierung, Erhalt und Verkauf von Waffen mit immer stärkerer Zerstörungskraft Gelder ausgegeben und damit Vermögen erzielt werden."

Der Kampf für eine atomwaffenfreie Welt erfordere Zusammenarbeit auf allen Ebenen, betonte der Papst. Dabei müsse Vertrauen aufgebaut werden, um die "Dynamik des Misstrauens" zu überwinden. Angesichts der Entwicklung neuer Waffentechnologien wiege die "Erosion des Multilateralismus" besonders schwer. In diesem Zusammenhang zeigte Franziskus sich vor dem Hintergrund der Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA besorgt über das Risiko einer Demontage internationaler Kontrollsysteme von Waffenarsenalen.

Franziskus hatte am 20. November eine einwöchige Asienreise begonnen. Erste Station war Bangkok, wo er buddhistische Mönche und Vertreter anderer Kirchen und Religionen traf. Am 23. November war er nach Japan weitergeflogen.