Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben Nicaragua aufgefordert, in Kirchen protestierende Oppositionelle zu schützen. Gewaltsame Angriffe auf die verschiedenen Gruppen müssten verhindert, ihre Versorgung sichergestellt werden, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am 19. November in Genf. Man sei sehr besorgt über die Lage der Oppositionellen, von denen sich einige im Hungerstreik befinden. Darüber hinaus müsse die Regierung von Präsident Daniel Ortega die gewaltsame Unterdrückung und Kriminalisierung ihrer Kritiker beenden sowie willkürlich Verhaftete freilassen.
In Nicaragua begeben sich Regimekritiker immer wieder in Kirchen, um der massiven staatlichen Repression zu entgehen. 13 Personen hatten in der Vorwoche in einer Kirche in der Stadt Masaya einen Protest zur Freilassung von 130 Oppositionellen begonnen. Neun von ihnen traten in einen Hungerstreik. Die Polizei umstellte daraufhin das Gebäude, stellte Wasser und Strom ab und sperrte jeden Zugang zum Gebäude.
Vorwurf Waffenschmuggel
Als 13 Unterstützer daraufhin in der Nacht Wasser und Insulin für den an Diabetes erkrankten Pfarrer in die Kirche brachten, wurden sie verhaftet. Die Staatsanwaltschaft des autoritär regierten Landes wirft ihnen Waffenschmuggel vor. Bei den Verhafteten sind auch prominente Menschenrechtler.
Die UN verurteilten zudem die Gewalt von Regierungsanhängern, die am 18. November eine Kirche in der Hauptstadt Managua stürmten und unter Schutz der Polizei Demonstranten, den Priester und eine Nonne mit Steinen bewarfen und bedrängten. In der Kirche hatten sich acht Personen aufgehalten, die aus Solidarität mit den Verhafteten ihrerseits einen Hungerstreik begonnen hatten, außerdem ein Arzt und ein elfjähriges Kind.
Die Hungerstreiks sind Teil einer Kampagne "Weihnachten ohne politische Gefangene". Mindestens 130 Menschen befinden sich den UN zufolge nach Protesten gegen die Regierung in Haft. Nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission sind bei Auseinandersetzungen zwischen Polizisten, Paramilitärs und Demonstranten bislang 325 Menschen getötet worden. Zehntausende Nicaraguaner flohen ins Exil.