Dubai, Kabul (epd). In Afghanistan sind zwei Professoren der Amerikanischen Universität nach drei Jahren Geiselhaft freigelassen worden. Wie der afghanische TV-Sender "Tolo News" am 19. November berichtete, fand die Übergabe des US-Bürgers Kevin King und des Australiers Timothy Weeks in der Provinz Sabul im Süden des Landes, statt. Im Gegenzug hatte die afghanische Regierung am Vortag drei hochrangige Taliban-Kämpfer aus einem Gefängnis in Bagram bei Kabul freigelassen.
Der bereits vor einer Woche angekündigte Gefangenenaustausch hatte sich zunächst aus unklaren Gründen verzögert. Der spektakuläre Austausch gilt als ein erster Schritt, die im Sommer gescheiterten Friedensgespräche in Afghanistan wiederzubeleben. Der 63-jährige Amerikaner King und der 50-jährige Australier Weeks waren im August 2016 in Kabul nahe ihrer Universität verschleppt worden. Die beiden Geiseln sollen sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinden.
Kritik an Austausch
Die Regierung hatte drei Kämpfer des mit dem Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerks freigelassen. Unter ist Anas Hakkani, dessen älterer Bruder Siradschuddin Anführer des Terrornetzwerkes ist, das für zahlreiche blutige Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht wird.
Die drei Freigelassenen sollen umgehend in das Wüstenemirat Katar ausgeflogen worden sein, wo sie weiterhin "unter Hausarrest" bleiben sollen. Katar war bereits Schauplatz monatelanger Friedensverhandlungen zwischen den USA und den Taliban. Die Taliban unterhalten in Katars Hauptstadt Doha ein Verbindungsbüro.
Die Freilassung der drei Hakkani-Häftlinge stieß in Afghanistan auf viel Kritik: Die Terrororganisation hat eine Reihe schwerer Attentate in Afghanistan verübt. Unter anderem soll sie für den Anschlag in Kabul im Januar 2018 mit über 100 Toten verantwortlich sein, bei dem ein Krankenwagen voller Sprengstoff detonierte. Das Hakkani-Netzwerk soll auch hinter dem Attentat vor der deutschen Botschaft in Kabul mit über 150 Toten im Mai 2017 stehen.
Verhandlungen abgebrochen
Verhandlungen zwischen den Taliban und der US-Regierung waren im September von US-Präsident Donald Trump abgebrochen worden. Die afghanische Regierung war an den Gesprächen nicht beteiligt. Laut den Vereinten Nationen hat die Zahl der zivilen Oper in Afghanistan in diesem Sommer einen neuen Höchststand erreicht. Zwischen Juli und September kamen 1.174 Zivilisten bei dem Konflikt ums Leben. Etwa die Hälfte des Landes wird von den Taliban kontrolliert. Ein Ende des 18 Jahre dauernden Konflikts am Hindukusch ist nicht abzusehen.