Gütersloh/Berlin (epd). Die Finanzierungsgrundlage der Pflegeversicherung gerät laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung angesichts einer rasant alternden Gesellschaft zunehmend unter Druck. Der Babyboom in den 1950er und 60er Jahren und eine steigende Lebenserwartung beschere Deutschland starke Rentnerjahrgänge, heißt es in der am 21. November in Gütersloh veröffentlichten Studie. Bis 2050 werden nach Schätzungen hierzulande 23,3 Millionen Menschen älter als 65 Jahre sein, etwa 30 Prozent mehr als heute. Damit wachse auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Der Pflegebeitrag von derzeit 3,05 Prozent (bzw. 3,3 Prozent für Kinderlose) könnte bis dahin auf 4,6 bis 4,9 Prozent steigen, wenn politisch nicht gegengesteuert wird, hieß es.
Das beauftragte Berliner Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos stellt in seiner Studie verschiedene Szenarien auf. Im Jahr 2050 gehen die Forscher von 5,3 Millionen Empfängern von Pflegeleistungen aus, im Vergleich zu heute wären das 1,8 Millionen mehr. Die Ausgaben der Pflegeversicherung würden nach dieser Annahme in 30 Jahren bei 181,3 Milliarden Euro liegen.
Stiftung: Jüngere Geneneration zu stark belastet
2017 betrugen die Kosten 38,5 Milliarden Euro. Für 2020 sagt das Institut Ausgaben aus der Pflegeversicherung in Höhe von 45,2 Milliarden Euro voraus, 2035 bereits 89,1 Milliarden, zehn Jahre später 145 Milliarden Euro. Mehrausgaben sind demnach auch durch eine Aufwertung des Altenpflegeberufs, etwa eine bessere Bezahlung, und eine Dynamisierung der Pflegeleistungen zu erwarten, hieß es.
Die Prognose zeige auch, dass von den finanziellen Mehrbelastungen vor allem die jüngeren Generationen betroffen wären, hieß es weiter. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpfe in den kommenden Jahren. Der Wechsel der geburtenstarken Jahrgänge von der Gruppe der Beitragszahler in die der Empfänger von Pflegeleistungen werde die Situation zusätzlich verschärfen.
Die Autoren der Studie schlagen als Lösung eine vorgezogene, moderate Anhebung des Beitragssatzes ab 2020 vor. Der solle mit einem über die Jahre steigenden Zuschuss aus Steuermitteln verbunden werden, um die zusätzlichen Kosten zu decken und zugleich die jüngere Generation zu entlasten, empfehlen sie. Dieser Bundeszuschuss läge zu Beginn bei jährlich 9,6 Milliarden Euro und würde bis 2050 auf 24,5 Milliarden Euro ansteigen. Die zunächst überschüssigen Mittel könnten dann in den bereits existierenden Pflegevorsorgefonds fließen und dazu dienen, den Beitragssatz bis 2050 stabil bei 3,5 Prozent zu halten, hieß es.