Der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hat dazu aufgerufen, als Kirche "Gesicht zu zeigen". Das bedeute, mit der christlichen Botschaft von der freien Gnade Gottes nicht hinter dem Berg zu halten, sagte Arends in seinem Bericht vor der Synode am 25. November in Detmold. Auch angesichts einer geringer werdenden Mitgliederzahl könne nicht darauf verzichtet werden, "missionarisch Kirche zu sein". Das 57-köpfige Kirchenparlament befasste sich zudem mit Reformprojekten in den sogenannten Gestaltungsräumen und dem Haushalt für das kommende Jahr.

Sorge vor zunehmendem Rassismus

Arends äußerte sich besorgt angesichts eines zunehmenden Rassismus. Es sei zutiefst erschreckend, was heute 70 Jahre nach dem Beschluss des Grundgesetzes wieder an menschenverachtenden, fremdenfeindlichen, rassistischen oder antisemitischen Äußerungen bis hinein in die Parlamente möglich sei. Irgendwann würden den Worten Taten folgen, warnte Arends mit Blick auf den rechtsextremistischen Anschlag in Halle.

Der leitende Theologe würdigte zudem das Engagement gegen den Klimawandel, welches etwa die Bewegung "Fridays for Future" zeige. Die Lippische Landeskirche unterstütze die Ziele und werde die Umsetzung des landeskirchlichen Klimaschutzkonzeptes konsequent verfolgen.

Arends kritisierte auch die erschwerten Bedingungen für Kirchenasyle. Seit August 2018 spreche das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Kirchenasylen, bei denen eine Abschiebung in ein anderes europäisches Land drohe, eine Fristverlängerung um ein ganzes Jahr aus. Das bedeute, dass die Kirchenasyle entsprechend länger dauern müssten.

Finanzdezernent mahnt zum sparsamen Wirtschaften

Die Lippische Landeskirche erwartet nach Worten des Juristischen Kirchenrates Arno Schilberg im kommenden Jahr Kirchensteuereinnahmen von rund 35 Millionen Euro. Damit würden die voraussichtlichen Einnahmen etwa auf dem Niveau der Schätzungen für das laufende Jahr liegen. Schilberg mahnte weiterhin zu einem sparsamen Wirtschaften. "Mittel- und langfristig müssen wir uns auf ein Sinken der Mitgliederzahlen und damit auch der Einnahmen einstellen", warnte der Juristische Kirchenrat. Nach Prognosen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) könnte die Zahl der Mitglieder bis 2030 um ein Drittel zurückgehen. Der Haushaltsplan soll am Dienstag verabschiedet werden.

Zudem sollen im nächsten Jahr die ersten Projekte starten, die zukunftsweisende Konzepte ausprobieren, wie Arends ankündigte. Von insgesamt 21 Projektideen für die sogenannten Erprobungsräume wurden zehn vom Landeskirchenamt genehmigt, wie die Projektverantwortliche Dagmar Begemann erläuterte. Bis Ende Februar können weitere Projekte vorgeschlagen werden. Die Landeskirche stellt für die "Erprobungsräume" für die Dauer von fünf Jahren insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Diskussion über Auslandseinsätze der Bundeswehr

Das Kirchenparlament befasste sich außerdem mit dem Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr. Aus christlicher Sicht müsse die Gewaltfreiheit im Vordergrund stehen, hieß es in einem der Synode vorliegenden Papier. So sollten gewaltfreie Konfliktlösungen und zivile Konfliktbearbeitung im Umgang mit Krisen im Ausland Vorrang haben. Militärisches Eingreifen wie auch ein Nichteingreifen könne zu Schuld führen, sagte der Landespfarrer Dieter Bökemeier. Das Papier beziehe nicht Stellung für oder gegen militärische Einsätze, sondern benenne christlich verantwortete Kriterien für Einzelfälle.