Limburg (epd). Im katholischen Bistum Limburg wurde sexueller Missbrauch vertuscht. Das geht aus einer Untersuchung des früheren Limburger Landgerichtspräsidenten Ralph Gatzka hervor, wie das Bistum am 20. November mitteilte. Im Auftrag von Bischof Georg Bätzing habe Gatzka den Vorwurf der Vertuschung eines Betroffenen geprüft, der sich im vergangenen Jahr an das Erzbistum Bamberg gewandt und den Missbrauch durch einen Priester des Bistums Limburg öffentlich gemacht hatte.
Nach den Erkenntnissen des Juristen offenbarte sich das Opfer 1997 erstmals einer Vertrauensperson, die den beschuldigten Priester aufforderte, seine Taten einzugestehen, sich aus der Pfarrseelsorge zurückzuziehen und sich seinen Vorgesetzten gegenüber zu erklären. Dies habe zu zwei Besuchen des damaligen Limburger Personaldezernenten im Haus der Vertrauensperson und zu Gesprächen mit dem Opfer geführt. Dabei sei es darum gegangen, dem Opfer einen Therapieplatz zu vermitteln und den Priester zu einer mehrmonatigen psychotherapeutischen Behandlung zu schicken.
Keine Anzeige
Außerdem habe der Personalverantwortliche versucht, ein "Absehen des Opfers von einer Strafanzeige gegen den Priester zu erreichen". Dies sei gelungen, denn das Opfer habe keine Strafanzeige gestellt. Auch habe das Bistum die staatlichen Ermittlungsbehörden nicht eingeschaltet. Laut Gatzka enthält die Personalakte des Priesters keinen Hinweis auf den erhobenen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs und die vor diesem Hintergrund geführten Gespräche. "Dass die Bistumsspitze, also Bischof und Generalvikar, informiert worden wären, lässt sich der Personalakte nicht entnehmen."
Nach der Therapie sei der Priester wieder an alter Wirkungsstätte eingesetzt worden. Er habe keinerlei Auflagen erhalten, und es habe keine Hinweise über die Missbrauchsvorfälle an seine direkten Vorgesetzten gegeben. Die Vorwürfe seien auch beim Wohnortswechsel und bei der Versetzung in eine andere Diözese unerwähnt geblieben.
"Schwerwiegende Fehler"
In einer persönlichen Erklärung bedauere der damals verantwortliche Personaldezernent Helmut Wanka seine "schwerwiegenden Fehler" und entschuldige sich beim Betroffenen, sagte Bistumssprecher Stephan Schnelle. Auch Altbischof Kamphaus (87) habe sich in einer persönlichen Erklärung zum Thema sexueller Missbrauch im Bistum geäußert. Ihn belaste seit langem der Fall des mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Wolfdieter W., der Mitte der 1980er Jahre aus dem Bistum Würzburg ins Bistum Limburg gekommen sei.
Obwohl es Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs aus der Vergangenheit gab, habe er W. eine Pfarrei im Westerwald übertragen, schreibt Kamphaus. "Der Einsatz dieses Priesters in der Seelsorge des Bistums Limburg und seine spätere Versetzung in ein anderes Bistum waren schwere Fehler. Opfern wäre Missbrauch erspart geblieben. Hier habe ich schwere Schuld auf mich geladen. Dafür bitte ich in aller Form um Verzeihung."