Potsdam/Berlin (epd). Für den Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms sollen nun mehr als 20 Millionen Euro Bundesmittel bereitgestellt werden. Zusätzlich zur Erhöhung der Bundesförderung von 12 auf 20,25 Millionen Euro habe der Haushaltsausschuss in seiner jüngsten Sitzung auch 750.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie über den Wiederaufbau des Kirchenschiffs beschlossen, teilte der Haushaltsausschuss dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage am 15. November in Berlin mit. Für die Errichtung des Kirchturms hat die Baustiftung bisher rund 40 Millionen Euro veranschlagt.
Die Garnisonkirchenstiftung begrüßte die Entscheidung. Der Beschluss über zusätzliche Bundesmittel sei "richtig großartig", sagte Vorstand Peter Leinemann dem epd am Freitag in Potsdam: "Das ist ein großer Schritt auf die vollständige Vollendung des Turms hin." Die noch fehlenden drei bis vier Millionen Euro müssten nun aus Spenden finanziert werden. Die Stiftung konzentriere sich derzeit weiter auf den Turm, sagte Leinemann zu den Geldern für die Machbarkeitsstudie: "Aber wir freuen uns natürlich, wenn der Bund Mittel zur Verfügung stellt, um substanzielle Voruntersuchungen für ein Gebäude auf dem Grundstück des ehemaligen Kirchenschiffs anzustellen."
Kritik von Linkspartei
Neben der bereits angekündigten Aufstockung der Bundesförderung von 12 auf 18 Millionen Euro habe der Haushaltsausschuss eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung ab 2021 über weitere 2,25 Millionen Euro für Mehrbedarf beschlossen, bestätigte das Büro der CDU-Bundestagsabgeordneten Patricia Lips in Berlin. Eine weitere Verpflichtungsermächtigung sei für die Machbarkeitsstudie für das Kirchenschiff beschlossen worden, hieß es in der Ausschussverwaltung.
Von der Linken im Bundestag kam scharfe Kritik. Mit der Erhöhung um 8,25 Millionen Euro werde die staatliche Förderung für den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms nahezu verdoppelt, erklärte die Linken-Obfrau im Haushaltsausschuss, Gesine Lötzsch. Statt "unverfroren immer mehr Geld vom Staat" zu nehmen, sollte die Baustiftung besser "den Potsdamer Geldadel um mehr Spendenmittel" bitten. Lötzsch kritisierte zudem, dass die Garnisonkirche ein "Wallfahrtsort für die extreme Rechte" gewesen sei und dennoch gefördert wird.
Abriss 1968
Auch von den Grünen im Bundestag kam Kritik. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Erhard Grundl erklärte, die Bewilligung weiterer Mittel in Millionenhöhe für die Garnisonkirche sei "ein großer Fehler". Der Wiederaufbau sei ein "geschichtsrevisionistisches" Projekt. Grüne und Linke hatten bereits zur Bundestagssitzung vom 26. September erfolglos Anträge gegen die weitere Auszahlung von Bundesmitteln für den Garnisonkirchturm eingebracht.
Die Garnisonkirche wurde 1945 im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und 1968 in der DDR abgerissen. Der Wiederaufbau ist vor allem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche umstritten. Kritiker sehen das Bauwerk als Symbol des preußischen Militarismus und des NS-Regimes. Befürworter des Wiederaufbaus betonen vor allem die Bedeutung der Barockkirche für das Stadtbild. Die evangelische Kirche will den neuen Garnisonkirchturm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.