Köln, Münster (epd). Trotz zweimaliger Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs ist ein Priester des Erzbistums Köln jahrzehntelang weiter seelsorgerisch tätig gewesen. Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münsters, Peter Frings, sei im Mai auf den Fall aufmerksam geworden, teilten die Bistümer Münster und Essen am 12. November gemeinsam mit dem Erzbistum Köln mit. Der heute 85-jährige Priester wurde den Angaben zufolge bereits 1972 wegen "fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen" zu einer Haftstrafe und 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Nach der Bewährungsstrafe arbeitete der Mann den Angaben nach von 1989 bis 2002 als Altenheimseelsorger in Köln und in seinem Ruhestand bis 2015 als Ruhestandsgeistlicher. "Dieser Fall wirft in besonders bedrückender Weise Fragen auf, die gründlich aufgearbeitet werden müssen", sagte der Interventionsbeauftragte des Erzbistums Köln, Oliver Vogt.
Akten an Kanzlei übergeben
Das Erzbistum hat das gesamte Aktenmaterial zu dem Fall nach eigenen Angaben einer Anwaltskanzlei in München übergeben. Die Juristen sollen prüfen, welche Verantwortlichen worüber informiert waren und wer für die Entscheidungen über einen weiteren seelsorgerischen Einsatz verantwortlich ist. Die genauen Untersuchungsergebnisse sollen im Frühjahr 2020 vorgestellt werden.
Man könne nicht ausschließen, dass es in allen drei Diözesen weitere Betroffene gibt, sagte Vogt. Er rief dazu auf, alle Vorfälle bei einer der beauftragten, externen Ansprechpersonen in den Diözesen melden. Die Akten aus den Bistümern seien teilweise sehr lückenhaft. Der Priester war den Bistümern zufolge seit 1960 in Köln Weidenpesch, Köln Porz, Essen-Kettwig, Bocholt/Lowick, in Münster, Recklinghausen, Moers-Asberg, im Kölner Clarenbachwerk und als Ruhestandsgeistlicher in Bochum Wattenscheid tätig.