Berlin (epd). Axel Springer krempelt sein deutlich schrumpfendes Printgeschäft um: Bei "Bild"-Zeitung und "Welt" stehen umfangreiche Strukturprojekte an. In den kommenden drei Jahren werde man zugleich sparen und investieren, kündigte der Medienkonzern am 30. September in Berlin an. Demnach ist ein Personalabbau in Verlag, Redaktionen, Vertrieb und Vermarktung geplant. Die Redaktionen von "Bild" und "Bild am Sonntag" werden zusammengeführt. Die werktäglichen Ausgaben der "Welt Kompakt" und der "Welt Hamburg" werden eingestellt.
Zur Personalreduzierung setzt Springer den Angaben zufolge auf Vorruhestandsregelungen und Fluktuation. Daneben soll ein Freiwilligenprogramm mit finanziellen Anreizen und individuell zugeschnittenen Qualifizierungsmöglichkeiten für die betroffenen Mitarbeiter aufgelegt werden.
Arbeitsplätze bedroht
"Wir können heute keine Auskunft zur Anzahl der Stellen geben, die im Zuge der Investitionen aufgebaut oder durch Strukturanpassungen wegfallen werden", sagte Springer-Sprecherin Bianca-Maria Dardon dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies könne jetzt noch nicht beziffert werden. Ein genauer Zeitplan werde jetzt erarbeitet und mit Arbeitnehmervertretern besprochen, erste Maßnahmen könnten nach jetzigem Stand im ersten Quartal 2020 umgesetzt werden, sagte sie.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach unter Berufung auf eigene Informationen von 20 Prozent der Arbeitsplätze, die in den betroffenen Unternehmensbereichen wegfallen sollten. Der Verband forderte Springer auf, die Umbaupläne ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen. Zwar sei es im Grunde richtig, starke und erfolgreiche Medienmarken "mit Augenmaß weiterzuentwickeln", sagte der Bundesvorsitzende Frank Überall. Der DJV befürchte aber, Springer gehe auf dem Rücken der Belegschaft ein zu hohes Risiko ein, um die Renditeerwartung des neuen Gesellschafters KKR zu erfüllen.
Der US-Großinvestor KKR übernimmt mehr als 40 Prozent der Springer-Anteile und will den Konzern von der Börse nehmen. Der Einstieg muss noch von mehreren Aufsichtsbehörden genehmigt werden.
Millionen-Investitionen
Insgesamt will Springer den Angaben zufolge im Konzern-Segment News Media National, zu dem "Welt" und "Bild" gehören, in den kommenden drei Jahren mehr als 100 Millionen Euro investieren. Fließen soll das Geld nach den Worten von Springer-Vorständin Stephanie Caspar vor allem in Video, Sport und Bezahlangebote. Zugleich solle die aktuelle Kostenbasis um 50 Millionen Euro gesenkt werden. Die Springer-Zeitungen verlieren seit Jahren drastisch an Auflage.
"Bild", die Regionalausgaben, die Berliner Boulevardzeitung "B.Z.", "Bild am Sonntag" sowie "Welt" und "Welt am Sonntag" würden auch als gedruckte Zeitungen weiterbestehen, bekräftigte Springer am Freitag.
Die "B.Z." solle sich künftig jedoch ganz auf regionale Inhalte konzentrieren, die sie dann auch für den Berlin-Teil der "Bild"-Zeitung zuliefern werde. Umgekehrt steuere die "Bild"-Redaktion die überregionalen Inhalte für die "B.Z." bei. Das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" werde redaktionell mit der "Welt" zusammengeführt.
"Live-Plattform"
Springer kündigte an, "Bild" zur "attraktivsten Live-Plattform für News, Entertainment und Sport" machen. Schon jetzt biete die Redaktion Live-Sendungen, Videoproduktionen und Dokumentationen an. "Wir prüfen und testen weitere Formate sowie Distributionsmöglichkeiten für unsere journalistischen Inhalte auf TV-Bildschirmen", sagte Dardon. Bei der "Welt" will Springer die Bezahlangebote im Internet ausbauen. Ein gemeinsames "Sport-Kompetenzzentrum" solle auf die jeweiligen Marken zugeschnittene Inhalte für "Welt", "Bild" und "Sport Bild" produzieren.
Zu Springer mit Sitz in Berlin gehören neben "Bild" und "Welt" unter anderem auch die Nachrichtenseite "Business Insider", die News-App "Upday" sowie Kleinanzeigenportale wie "Immonet" und "Stepstone". Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um 4,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt Springer mehr als 16.000 Mitarbeiter.