Für ihren beispielhaften gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Förderbedarf erhalten Schulen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Berlin und Hamburg den Jakob Muth-Preis für inklusive Schule. Gewinner sind in diesem Jahr die die Bonner Marie-Kahle-Gesamtschule, die Staatliche Gemeinschaftsschule Kulturanum in Jena, die Friedenauer Gemeinschaftsschule aus Berlin und die Schule An der Burgweide in Hamburg, wie die Bertelsmann Stiftung am 16. September in Gütersloh mitteilte. Die ausgezeichneten Schulen erhalten ein Preisgeld in Höhe von je 3.000 Euro.

Neuer Publikumspreis geht nach Bochum

Zum ersten Mal wird ein ebenfalls mit 3.000 Euro dotierter Publikumspreis für ein Schülerprojekt vergeben. Er geht an das Projekt "Herausspaziert" der Matthias-Claudius-Gesamtschule in Bochum. Unter dem Motto "erlebe Deine Fähigkeiten" wird dort Achtklässlern ermöglicht, eigene Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Nach den Sommerferien haben sie drei Wochen Zeit, als Gruppe geplante Wander- und Radtouren zu unternehmen oder Romane zu scheiben. Jeder Schüler hat ein Budget von 150 Euro zur Verfügung.

NRW-Ministerin gratuliert

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gratulierte den Preisträgern und zeigte sich erfreut über die zwei Preisträger aus NRW. Die ausgezeichneten Schulen zeigten eindrucksvoll, wie Inklusion vor Ort gelingen kann, "mit kreativen Konzepten und individuellen Ideen". Die Landesregierung arbeite daran, die Voraussetzungen für eine gelingende Inklusion in den Schulen zu verbessern, erklärte sie. Das NRW-Bildungsministerium plant, bis 2025 rund 6.000 zusätzliche Stellen für die Inklusion an weiterführenden Schulen zu schaffen. Das Land investiert dafür den Angaben zufolge rund 1,9 Milliarden Euro. Zudem sollen rund 1,8 Millionen Euro für Fortbildungen bereitgestellt werden.

Zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention sei Inklusion auch an deutschen Schulen immer noch keine Selbstverständlichkeit, hieß es vonseiten der Stifter. Noch immer gingen deutschlandweit fast genauso viele Kinder auf "separierende Sonderschulen" wie 2009, kritisierte Ute Erdsiek-Rave von der Deutschen Unesco-Kommission. Die Kommission ist gemeinsam mit dem Bundesbehindertenbeauftragten Jürgen Dusel und der Bertelsmann Stiftung Projektträgerin des Jakob Muth-Preises.

Bundesbehindertenbeauftragter: Zu einer guten Demokratie gehört Vielfalt

Schule habe auch die Aufgabe, Kindern den Wert einer demokratischen Gesellschaft zu vermitteln, betonte Dusel. "Zu einer guten Demokratie gehört, Vielfalt und Inklusion als Bereicherung zu sehen und zu leben." Deswegen sollte inklusive Bildung selbstverständlich sein: "Es geht um Respekt, Partizipation, um Mitwirkung, um die aktive Gestaltung des eigenen Lebens."

Der Jakob Muth-Preis wird am 25. September in Berlin verliehen. Er ist nach dem Bochumer Pädagogen Jakob Muth (1927-1993) benannt, der sich für eine gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder eingesetzt hat.