Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, kann sich in einzelnen Fällen eine Einschränkung des Zölibats vorstellen. Es sei möglich, dass man zu dem Ergebnis komme, "dass es sinnvoll ist, unter bestimmten Voraussetzungen in bestimmten Regionen verheiratete Priester zuzulassen", sagte Marx der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Einen Spielraum, um Frauen zum Priesteramt zuzulassen, sieht Marx allerdings nicht. Papst Johannes Paul II. habe 1994 endgültig festgelegt, dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Er könne nicht erkennen, wie man das heute theologisch beiseitelegen könne, auch wenn die Argumentation der Kirche "heute schwieriger zu vermitteln" sei, sagte der Münchner Erzbischof.

Synode im Oktober

Auf der Bischofssynode über das Amazonasgebiet im Oktober soll über eine begrenzte Zulassung verheirateter Priester beraten werden als Antwort auf den Priestermangel in Lateinamerika. Im Vorbereitungsdokument, aus dem die Zeitung zitiert, heißt es, dass es zudem nötig sei, "dem indigenen und aus der Region stammenden Klerus unter Berücksichtigung seiner eigenen kulturellen Identität und Werte Rückendeckung zu geben".

Laut Arbeitspapier will die Synode zudem offizielle Rollen für Frauen finden unter Anspielung auf die ohnehin starke Beteiligung der Frauen am kirchlichen Leben im Amazonas-Gebiet. Die Synode findet vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan statt.

Marx sprach sich im Interview dafür aus, Bischofskonferenzen und Synoden für Frauen zu öffnen. "Es würde schon sehr viel ändern, wenn diese Männerwelt aufgebrochen würde." Bislang blieben dort Männer unter sich. Eine Frauen-Beteiligung an Abstimmungen hält er jedoch nicht für möglich. Das lasse das Kirchenrecht wahrscheinlich nicht zu. "Doch es ändert ja schon die Perspektive, wenn zuvor Frauen und Männer gemeinsam diskutiert haben. Hier sehe ich noch erheblichen Spielraum."