Genf/Zürich (epd). Die Waldbrände im Amazonasgebiet in Brasilien haben nach Einschätzung des Ökologen Constantin Zohner verheerende Konsequenzen für das weltweite Klima. Die Feuersbrünste in dem ökologisch wichtigsten Waldgebiet der Welt setzten einen Teufelskreis in Gang, sagte der Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das wird langfristig alle Menschen auf dem Planeten treffen", sagte Zohner.
Zunächst würden durch die Feuer riesige Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids freigesetzt. Gleichzeitig schrumpfe die Waldfläche, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre zieht und speichert, immer weiter. "Die freiwerdenden Flächen werden nicht wieder aufgeforstet, sondern landwirtschaftlich genutzt", sagte der deutsche Forscher. "Weniger Regenwald bedeutet aber natürlich auch weniger Niederschlag." Dürren und Trockenheit seien die Folgen. Dadurch werde das Wachstum der Flora weiter behindert. Zudem haben die Böden in den Tropen laut dem Wissenschaftler weniger Nährstoff. Dieser Umstand wirke sich zusätzlich nachteilig aus.
Normalerweise und ohne menschliche Eingriffe dauere es 50 bis 100 Jahre, bis ein zusammenhängender Wald auf einer freien Fläche entstehe, fügte Zohner hinzu. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werde sich das Klima aber so drastisch ändern, dass im Amazonasgebiet Bäume wie im bisherigen Tempo und Ausmaß nicht mehr wachsen werden, erläuterte der Forscher.
"Jetzt jedes Jahr"
Bislang sei es nicht möglich, die negativen Effekte der Feuer im Amazonasgebiet genau wissenschaftlich zu quantifizieren. Es sei aber erwiesen, dass Brasiliens Wälder die größte Speicherkapazität für Kohlendioxid weltweit haben. "Brasilien ist klar die Nummer eins", hielt Zohner fest. Wichtig für die Absorbierung des Kohlendioxids seien auch die USA, Kanada, Indonesien, Russland und die Demokratische Republik Kongo.
Daten der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten, dass in Brasilien Waldbrände des aktuellen Ausmaßes in früheren Zeiten nur sehr selten stattfanden. "Jetzt aber erleben wir sie jedes Jahr", erklärte der Ökologe.
Zohner war an einer ETH-Studie über Aufforstung beteiligt. Danach ist das weltweite Pflanzen von Bäumen eines der effektivsten Mittel gegen den Klimawandel. Die Wissenschaftler entwickelten eine Landkarte, die genau zeigt, wo wie viele Bäume gepflanzt werden könnten.