Die Satellitenkarte der Nasa zeigt einen leidenden Kontinent: Ein tiefroter Streifen zieht sich von Angola im Südwesten über die Demokratische Republik Kongo und Sambia in der Mitte bis nach Mosambik und Tansania im Osten Afrikas. Jeder Pixel ein Feuer, die Organisation Global Forest Watch hat für die laufende Woche in den fünf Ländern fast 330.000 Brandherde gezählt - zusammen fast drei Mal so viele wie in Brasilien und Bolivien zusammen. Allerdings gibt es Unterschiede. Der wichtigste: In Südamerika steht das Herz des Amazonas in Flammen, im Kongobecken brennen vor allem die Ränder. Doch auch das ist gefährlich, warnen Umweltschützer.

"Der Klimawandel und die wachsenden industriellen Aktivitäten im Kongobecken erhöhen die Gefahr von Waldbränden", sagt Irène Wabiwa Betoko, Waldexpertin von Greenpeace in Kinshasa. So sei 2016 auf einer Konzession der deutschen Danzer-Gruppe das bisher größte in der Region beobachtete Feuer ausgebrochen. Auch das vergebene FSC-Siegel für nachhaltiges Management habe das nicht verhindern können. Die Bewirtschaftung des Kongobeckens dürfe nicht "zerstörerischen multinationalen Konzernen" überlassen werden, fordert Wabiwa Betoko deshalb.

Gefahr durch neue Siedlungen

Ein weiteres Problem ist der Bau neuer Zufahrtsstraßen, an denen dann Siedlungen entstehen. So wird der einst vollkommen unzugängliche zweitgrößte Regenwald der Welt immer verletzlicher. Subsistenzfarmer in neuen Siedlungen und am Rand des Waldes roden, indem sie die Vegetation auf ihren Feldern anzünden. Mit potenziell katastrophalen Folgen, betont Wabiwa Betoko. "Feuer in den Savannen, die von Farmern bei der Brandrodung angezündet werden, drohen außer Kontrolle zu geraten und das Kongobecken zu erreichen."

Wie schlimm die Folgen sein können, wissen die, die ihren Wald bereits verloren haben. Weiter nördlich im Sahel, an der Grenze zur Sahara, hatten Generationen von Bauern die Felder von aller Vegetation befreit. "Dort hält ein ordentlicher Bauer seine Felder traditionell frei von allem, was er nicht gepflanzt hat, nur nachlässige Bauern tun das nicht", erklärt Tony Rinaudo, der im vergangenen Jahr für seine Arbeit zur Wiederaufforstung mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden ist. 200 Millionen Bäume sind dank ihm inzwischen alleine in Niger gepflanzt worden.

Sein Verfahren ist einfach: Die Bauern pflegen die Triebe der einheimischen Bäume, anstatt sie wie bisher auszureißen oder durch importierte Arten zu ersetzen. Die, die mitmachen, werden auch bei Dürren mit besserer Ernte belohnt, mit Schatten auf den Feldern und kostenlosem Futter für das Vieh. Monokulturen mit Millionen Bäumen, vor allem Eukalyptus, die mit ausländischem Geld bis heute in Afrika gepflanzt werden, können all das nicht und gefährden die Natur sogar - etwa, indem sie das spärliche Grundwasser vollends aufsaugen.

Eine Milliarde neue Bäume in Äthiopien

Andere Länder folgen dem Beispiel der Sahelstaaten mittlerweile. So hat Äthiopiens Regierung angekündigt, jährlich eine Milliarde Bäume aufzuforsten, bis 2030 sollen 50 Millionen Hektar Fläche zu Wald werden. Die Kulturnation am Horn von Afrika hat ihren Wald über Jahrhunderte abgeholzt, ähnlich wie die Europäer. Jetzt steuert sie um.

Die grüne Lunge des Kongobeckens wird das aber nicht ersetzen können, warnt Rinaudo. Dort gehen jährlich 15.000 Quadratkilometer Wald alleine durch Einschlag verloren, das entspricht der Fläche Schleswig-Holsteins. Auch deshalb hat die jüngste UN-Artenschutzkonferenz in Genf diverse Hartholzarten unter Schutz gestellt, die auf den Märkten Europas und Asiens besonders begehrt sind. Dass sie und viele im Kongobecken endemische Tierarten dennoch begrenzt gehandelt werden können, hält Craig Hoover, der der zuständigen UN-Kommission vorsitzt, für notwendig.

"Am Ende des Tages sind die Menschen, die mit und von den geschützten Arten leben, diejenigen, die sie am besten schützen können", betont er. Gegen Raubbau und Abholzung, und damit auch gegen die Waldbrände, die Afrikas grüne Lunge in Flammen aufgehen lassen.