Die Journalistin und ARD-Moderatorin Anja Reschke erhält den diesjährigen Siebenpfeiffer-Preis. Die Jury sehe Reschke als Kämpferin gegen die moderne Form der Zensur, die Bedrohung der Pressefreiheit durch "Hater" und Trolle im Netz, teilte der Saarländische Rundfunk (SR) am 30. August in Saarbrücken mit. Die Journalistin bekommt den mit 10.000 Euro dotieren Preis am 10. November im Homburger Forum.

"Aufstand der Anständigen"

Reschke hatte inmitten der aufgewühlten Stimmung im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik 2015 in einem Kommentar einen "Aufstand der Anständigen" gegen die Anfeindungen Rechtsextremer gefordert. Daraufhin erhielt sie Hasskommentare im Netz.

"Anja Reschke zeigt seit Jahren durch ihre journalistische Arbeit Rückgrat", urteilte die Jury. Ihre Haltung beinhalte Mut sowie Stärke und fordere jeden dazu auf, sich auf das Grundgesetz zu besinnen. Um ihre Meinung frei äußern zu können, nehme sie sogar Morddrohungen und damit ihre körperliche Versehrtheit in Kauf. "Siebenpfeiffers Bekenntnis lebt sie, erinnert an etwas, was viel zu viele von uns vergessen haben: für etwas stehen, zu etwas stehen und überhaupt eine Meinung haben", erklärte die Jury. SR-Intendant Thomas Kleist ist Juryvorsitzender.

Den Siebenpfeiffer-Preis gibt es seit 1989. Er zeichnet alle zwei Jahre Journalisten aus, die sich "für die freiheitlichen Grundrechte und die demokratischen Grundwerte in herausragender Weise engagieren" ohne auf ihre Karriere Rücksicht zu nehmen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Can Dündar, Peter Scholl-Latour, Glenn Greenwald und Günter Wallraff.

Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) war der erste Landcommissär des ehemaligen Landkreises Homburg. Als seine politischen Reformvorschläge bei Regierung und bayerischem König kein Gehör fanden, prangerte er die Defizite in der Presse an. Dieses journalistische Engagement kostete ihn sein Amt, seine soziale Sicherheit und später seine Freiheit.