Mittelalter-Spezialisten aus Deutschland und Österreich sind in der Stiftsbibliothek Melk (Niederösterreich) auf einen schmalen Streifen Pergament gestoßen, der es bei genauerer Untersuchung in sich hat. Der sogenannte "Rosendorn" berichte davon, wie sich eine Jungfrau mit ihrer sprechenden Vulva darüber entzweit, wer von ihnen bei Männern den Vorzug genießt, teilte die Akademie der Wissenschaften und der Literatur am 24. Juli in Mainz mit.

Bislang habe man angenommen, dass ein solch freier Umgang mit der eigenen Sexualität im deutschsprachigen Raum erst zum Ende des Mittelalters aufgekommen ist, also etwa in der städtischen Kultur des 15. Jahrhunderts. Der Melker Fund sei jedoch bereits um 1300 getextet worden und revidiere damit die bisherige Forschung.

Nach den Angaben der Mainzer Akademie wurde das Fragment von Christine Glaßner von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien entdeckt. Identifiziert wurde es von Nathanael Busch von der Universität Siegen. Beschrieben wird es im Rahmen des Akademievorhabens "Handschriftencensus" der Mainzer Akademie, das an der Philipps-Universität-Marburg angesiedelt ist.