Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hat von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Einsetzung eines Beauftragten gegen Antisemitismus gefordert. Dies müsse möglichst bald geschehen, weil es aktuell geboten sei, sagte Hein in einem am 3. Juli in Kassel veröffentlichten Interview der landeskirchlichen Medienagentur "medio". Das Thema Antisemitismus sei viel zu lange beiläufig behandelt worden, oft auch angesichts der komplexen politischen Beziehungen zu Israel. Die antisemitischen Übergriffe gingen dabei nicht nur von arabischen Menschen, sondern in großer Anzahl auch von rechtsradikaler Seite aus.

In dem Interview beklagte Hein zudem eine immer aggressivere Wortwahl der Menschen im Umgang miteinander. "Es muss sich nicht nur im Netz etwas ändern, es muss sich in unserem Umgang miteinander sehr viel ändern", sagte er. Auf alles werde mit einer völlig übersteigerten Empörung reagiert, nicht nur von rechtsradikaler Seite aus. "Wir müssen zurückfinden zu einer Sprache, die Humanität wahrt und die Menschenwürde nicht verletzt", forderte Hein, der Ende September in den Ruhestand tritt. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) mit Sitz in Kassel ist eine von 20 EKD-Landeskirchen. Sie zählt rund 830.000 evangelische Christen.