Wer in seinem Leben wenig verdient hat, lebt im Durchschnitt deutlich kürzer als seine vermögenden Mitbürger. Das geht aus einer Studie hervor, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am 5. Juni in Berlin vorgestellt hat. Diese Tatsache führt zudem dazu, dass Menschen aus den unteren Lohngruppen überproportional weniger Rente im Verhältnis zu ihren eingezahlten Beiträgen erhalten.

Der Abstand bei der Lebenserwartung zu den Besserverdienenden nimmt den Angaben zufolge noch zu. Für die Studie haben die Forscher Daten der Rentenversicherung darauf untersucht, wie sich die Lebenserwartungen verschiedener Geburtsjahrgänge im Verhältnis zu den Lebenslohneinkommen im Zeitverlauf entwickeln und welche Verteilungswirkungen das für die Rente hat. Analysiert wurden dabei ausschließlich die Daten westdeutscher männlicher Arbeitnehmer, die zwischen 1926 bis 1949 geboren wurden, also die heutigen Rentenbezieher.

Aufwertung unterer Rentenansprüche

"Es zeigt sich nicht nur, dass die Lebenserwartung mit höheren Lebenslohneinkommen steigt. Auffällig ist auch, dass der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen dem obersten und dem untersten Lebenslohndezil im Zeitverlauf zunimmt", heißt es in der Erhebung. Lag die Differenz für die ältesten Geburtsjahrgänge noch bei vier Jahren, erhöht sie sich für die Jahrgänge 1947 bis 1949 auf sieben Jahre.

Dieser Zusammenhang zwischen Lebenslohneinkommen und Lebenserwartung werde künftig auch bei Frauen auftreten, weil diese zunehmend längere Erwerbsbiografien und damit höhere Lebenslohneinkommen erzielen, hieß es. Die Ergebnisse unterstrichen, wie wichtig eine Aufwertung der unteren Rentenansprüche sei, um das Altersarmutsrisiko zu senken.

Die derzeit diskutierte Grundrente, unabhängig von der Frage einer Bedürftigkeitsprüfung, wäre dabei eine Möglichkeit, betonten die Autoren. "Allerdings sollte das Armutsproblem nicht nur über die Rentenversicherung aufgefangen werden", geben die Forscher zu bedenken. Als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wäre es auch denkbar, steuerliche Hebel in Bewegung zu setzen, um nicht einseitig die Arbeitnehmer zu belasten.