Eine Grundschule im westfälischen Hamm ist mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden. Die Gebrüder-Grimm-Schule erhalte den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis für ihr Engagement und innovatives Lernkonzept, teilte die Robert Bosch Stiftung am 5. Juni mit. Als Grundschule in einem sozialen Brennpunkt und in räumlicher Enge schaffe sie ein hervorragendes Lernklima. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) würdigte die Schule als Lern- und Lebensort mit innovativem Konzept.

Neben dem Hauptpreisträger wurden auf einem Festakt in Berlin am 5. Juni fünf weitere Schulen ausgezeichnet. Die mit jeweils 25.000 Euro dotierten Auszeichnungen gingen an die GGS Kettelerschule in Bonn und an die Schiller-Schule in Bochum. Weitere Preisträger sind die Alemannenschule Wutöschingen in Baden-Württemberg, die Kurfürst-Moritz-Schule im sächsischen Moritzburg und die Deutsche Schule "Mariscal Braun" in La Paz in Bolivien.

Jedes zehnte Kind hat sonderpädagogischen Förderbedarf

Die Gebrüder-Grimm-Schule liegt in einem sozial benachteiligten Stadtteil in Hamm. Auf engem Raum versammelt sie den Angaben nach rund 220 Kinder. Knapp die Hälfte der Mädchen und Jungen erhalten Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, mehr als 100 kommen aus Zuwanderer-Familien, etwa jedes zehnte Kind hat sonderpädagogischen Förderbedarf.

"Die Gebrüder-Grimm-Schule hat die Not zum Motor ihrer Entwicklung gemacht", lobte Jury-Sprecher Michael Schratz, Erziehungswissenschaftler der Universität Innsbruck. Das Schuljahr sei dort in wiederkehrende, mehrwöchige Epochen unterteilt, in denen die Kinder mal in der Klasse, mal in jahrgangsgemischten Gruppen lernen. Sie wählen sich selbst Themen und bearbeiten sie eigenständig. Über die Lernziele bis zum Ende der vierten Klasse informiert der Kinderlehrplan in kindgerechter Sprache. Im Stundenplan fest verankert ist auch das Lernkaleidoskop. In den besonderen Lernräumen können die Kinder nach eigenem Tempo und Anspruch lernen. Auf monatlichen Schulversammlungen werden Lernleistungen und positive Verhaltensweisen im Alltag gewürdigt.

NRW-Schulministerin Gebauer erklärte, die Auszeichnung zeige, dass Schulen und Lehrkräfte pädagogische und konzeptionelle Freiräume benötigten, damit vor Ort beste Bildung vermittelt werden könne. "Die Gebrüder-Grimm-Schule hat in besonders hervorragender Weise gezeigt, wie Schule mit Engagement und einem innovativen Konzept als Lern- und Lebensort vorbildhaft gestaltet werden kann - trotz oder gerade wegen vielfältiger Herausforderungen."

Die neun nominierten Schulen, die nicht ausgezeichnet wurden, erhalten Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 5.000 Euro. Darunter sind auch die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck und die Friedrich Wilhelm Murnau-Gesamtschule in Bielefeld. Darüber hinaus können alle Schulen, die von der Jury besucht wurden und keinen Preis erhalten haben, das Schulentwicklungsprogramm des Deutschen Schulpreises nutzen. Über zwei Jahre erhalten sie eine individuelle Prozessbegleitung und nehmen an Seminaren und Vernetzungsangeboten teil. Die Ausschreibung für den kommenden Deutschen Schulpreis 2020 endet in diesem Jahr am 15. Oktober.