Die Ärztekammer Westfalen-Lippe ruft Erzieher und Eltern dazu auf, Kinder nicht unkontrolliert im Netz surfen zulassen. Die dort verbreitete Internet-Pornografie gefährde das Kindeswohl, warnte Ärztekammer-Präsident Theodor Windhorst. Ein unkontrollierter und unkommentierter Konsum solcher Inhalten sei für Kinder und Jugendliche ungeeignet und könne sie verstören. Zudem würden fragwürdige Vorstellungen von Sexualität vermittelt, die beziehungs- und lebensfern seien. Auf dem Forum Kinderschutz der Ärztekammer am 18. Mai in Arnsberg diskutierten Experten aus unterschiedlichen Bereichen über den "Einfluss der Internetpornografie auf die kindliche sexuelle Entwicklung".

Laut einer Studie der Universitäten Münster und Hohenheim haben knapp 50 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren schon einmal pornografische Inhalte geguckt. Wer als junger Heranwachsender Pornos schaue, erkenne in vielen Fällen nicht, dass dort ein fragwürdiges Bild von Sexualität gezeigt würde, sagte Windhorst. "Die Frau wird zum Sexualobjekt degradiert, das willenlos und unterwürfig ist", kritisierte der Ärztekammer-Präsident. Eltern und Erzieher sollten deshalb frühzeitig das Thema Sexualität und die Problematik von Porno-Konsum behutsam ansprechen, empfiehlt er. Das Reden über die eigene Sexualität sei unter vielen Jugendlichen noch immer ein Tabuthema, mit dem sie weitestgehend allein gelassen würden.

Mögliche Suchtwirkung

Es bestehe zudem die Gefahr, dass regelmäßiger unreflektierter Konsum von Pornografie Gewalt fördere, sagte Windhorst weiter. "Ohne Aufklärung wird er zu einem erheblichen Störfaktor in der Gefühlswelt der Heranwachsenden, der wiederum Aggressionen und Gewaltpotenzial entstehen lässt." Auch könnte Pornografie eine ähnliche Suchtwirkung haben wie Alkohol oder Kokain. Dauernder Pornokonsum könne zu Depressionen, Aggressionen, Konzentrationsstörungen und sexuellen Störungen führen, erklärte der Mediziner.

Wichtige Schutzfaktoren für Kinder und Jugendliche seien nach wie vor ein gesundes Selbstbewusstsein, unterstützende Eltern und die Möglichkeit, offen über die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Eltern könnten zudem den Zugang zu Pornografie durch technische Maßnahmen erschweren.