Hofgeismar (epd). An der Spitze der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck wird erstmals eine Frau stehen. Die Synode der Landeskirche wählte die 55-jährige Beate Hofmann am 9. Mai in Hofgeismar zur Nachfolgerin von Bischof Martin Hein, der Ende September in den Ruhestand tritt. Die Professorin für Diakoniewissenschaft an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel erhielt im zweiten Wahlgang 78 Stimmen von den 86 Wahlberechtigten im Kirchenparlament.
Ihre Mitbewerberin, die Herborner Pröpstin Annegret Puttkammer, hatte ihre Kandidatur zurückgezogen, nachdem sie im ersten Wahlgang 25 Stimmen erhalten hatte. Hofmann hatte im ersten Wahlgang 56 Stimmen erreicht und die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 58 Stimmen damit nur knapp verfehlt.
Hofmann zeigt sich in einer ersten Reaktion von der Wahl überwältigt. "Sie haben mir den Schlüssel zu einer Tür zu einem neuen Lebensabschnitt anvertraut", sagte sie. Es sei zugleich ein Schlüssel für eine Schlüsselfunktion in der EKKW. "Ich werde das Amt mit Demut und Mut und mit Offenheit für Gottes Geist und seine erneuernde Kraft angehen", erklärte die designierte Bischöfin.
"Große Ohren"
Nach ihren Amtseinführung am 29. September in der Kasseler Martinskirche wolle sie viel Zeit darauf verwenden, die EKKW besser kennenzulernen, kündigte Hofmann an. Es gelte hinzuhören, wo Probleme und wo Ideen und Chancen lägen. "Die Menschen können große Ohren von mir erwarten", sagte sie. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit werde unter anderem die Begleitung des Reformprozesses in der EKKW sowie die Stärkung der Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie sein.
Bischof Hein würdigte in einer ersten Stellungnahme das überwältigende Wahlergebnis, mit dem Hofmann im zweiten Wahlgang gewählt worden sei. Dies sei Ausdruck eines großen Vertrauens, sagte er.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte der ersten Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Er habe Hofmann als zupackenden und zugewandten Menschen kennengelernt und freue sich auf die Zusammenarbeit in der EKD, hieß es in einer Mitteilung der EKD.
Von München nach Kassel
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung übermittelte der künftigen Bischöfin der benachbarten Landeskirche Glück- und Segenswünsche. "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit", sagte Jung. Für die Zukunft sieht Jung es als eine der größten Aufgaben an, die kirchlichen Herausforderungen durch den gesellschaftlichen Wandel gemeinsam zu gestalten. Die Arbeit über Kirchengrenzen hinweg werde dabei weiter an Bedeutung gewinnen.
Beate Hofmann, 1963 in Bad Tölz geboren, wirkte nach Studium und Vikariat zunächst von 1993 bis 1996 als Pfarrerin in München. 1999 promovierte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität München. 1998 bis 2003 war sie theologische Studienleiterin der Diakonie Neuendettelsau, 2003 bis 2013 Professorin für Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. 2012 erfolgte ihre Habilitation, seit 2013 ist Hofmann Professorin für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement an der kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.