Papst Franziskus ist am 5. Mai zum Auftakt einer dreitägigen Balkanreise in Bulgarien eingetroffen. Im Mittelpunkt seiner 29. Auslandsreise stehen das angespannte Verhältnis zur bulgarisch-orthodoxen Kirche, ein Besuch in einem Flüchtlingslager in Sofia an der derzeit geschlossenen Balkanroute sowie eine Visite im Gedenkhaus für Mutter Teresa von Kalkutta in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje.

Bei einer Begegnung mit Vertretern von Regierung und Zivilgesellschaft beklagte der Papst in dem als ärmstes EU-Mitglied geltenden Bulgarien ein "Drama der Auswanderung". Vor dem Hintergrund, dass das Land seit dem Zerfall des Ostblocks mit zwei Millionen Menschen fast ein Viertel seiner Bewohner verlor, sprach er von "Entvölkerung und Verlassenheit vieler Dörfer und Städte". Angesichts der Flüchtlingsroute über den Balkan betonte er, die Bewohner des Transitlandes sollten ihre Herzen "nicht vor denen verschließen, die an Ihre Türen klopfen".

"Brücke zwischen Ost und West"

Das Kirchenoberhaupt nannte Bulgarien zum Auftakt seiner Balkanreise eine "Brücke zwischen Ost und West". Franziskus äußerte die Hoffnung, dass das seit 2007 zur EU gehörende Land stabile Beziehungen zu den Regionalmächten Russland und Türkei unterhalte. Er ermutige überdies dazu, die ethnische Vielfalt des Balkans nicht als Grund für Konflikte sondern als Reichtum zu sehen.

Der bulgarisch-orthodoxe Patriarchen Neofit bereitete dem Papst anschließend einen kühlen Empfang. Während Franziskus die Spaltung der Christen als schmerzhafte Verletzung bezeichnete und Versöhnung forderte, sprach Neofit von gegenseitigem Respekt. Er bemühe sich, eine "Kirche zu bewahren, die makellos, ohne Flecken oder Falten ist". Dafür sei es wichtig, "keine Kompromisse mit dem Glauben" zuzulassen. Bei einem Besuch der orthodoxen Alexander-Nevskij-Kathedrale durfte der Papst anschließend am Altar der Heiligen Kyrill und Method lediglich allein und ohne ein Wort zu sagen beten.

"Pacem in terris"

Der Heilige Synod hatte vor der Papstreise betont, dass dazu allein der Staatspräsident und die katholische Kirche des Landes eingeladen hätten. Gemeinsame Gebete und ökumenische Gottesdienste seien durch heilige Gesetze verboten. Ein Friedenstreffen am 6. Mai mit Vertretern anderer Konfessionen war vor diesem Hintergrund nicht als ökumenische Veranstaltung geplant.

Das Motto der Reise "Pacem in terris" ("Friede auf Erden") ist dem Titel einer Enzyklika von Papst Johannes XXIII. (1881-1963) entlehnt. Dieser verbrachte vor seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt zehn Jahre als päpstlicher Diplomat in Bulgarien.

Nach zwei katholischen Gottesdiensten wollte Franziskus am 7. Mai weiter nach Nordmazedonien reisen. Dort ist neben dem Gedenken am Geburtsort von Mutter Teresa auch ein interreligiöses Friedenstreffen mit Jugendlichen vorgesehen.