Die Crew des Seenotrettungsschiffs "Iuventa" wird am 10. Mai im schweizerischen St. Gallen mit dem Menschenrechtspreis der Paul Grüninger Stiftung ausgezeichnet. Die mit 50.000 Schweizer Franken (knapp 44.000 Euro) dotierte Auszeichnung erhalten die zehn Crewmitglieder für die Rettung von mehr als 14.000 Menschen aus Seenot im Mittelmeer, wie Stiftung und Rettungsinitiative am 6. Mai in Berlin mitteilten. Damit solle ein Zeichen gegen die Kriminalisierung von Fluchthilfe gesetzt werden.

Gegen die zehn freiwilligen Seenotretter - auch "Iuventa10" genannt - ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft in Trapani wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Ihr Schiff "Iuventa" wurde nach rund einem Jahr im Einsatz am 2. August 2017 im Hafen von Lampedusa beschlagnahmt.

In der Begründung des Stiftungsrates zur Preisverleihung heißt es, die jungen Crew-Mitglieder wirkten mit ihrem Einsatz "dem humanitären Versagen der europäischen Politik entgegen". Sie hätten damit auch anderen Menschen in Europa Mut gemacht, "nicht in der Ohnmacht zu verharren". Das Preisgeld soll auch ein Beitrag zu den Prozesskosten sein, die in der ersten Instanz auf mindestens 500.000 Euro geschätzt werden.

Die Paul Grüninger Stiftung erinnert an den ehemaligen Kommandanten der Kantonspolizei St. Gallen und Flüchtlingsretter Paul Grüninger (1891-1972). Er rettete den Angaben zufolge in den Jahren 1938 und 39 mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre habe er sie in St. Gallen aufgenommen unter Missachtung von Anweisungen und Gesetzen. Grüninger wurde 1939 deshalb fristlos entlassen und wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung verurteilt. Er wurde erst nach seinem Tod rehabilitiert.