Der Reigen der Theater-Festivals in Nordrhein-Westfalen startet in diesem Jahr am 1. Mai mit den traditionsreichen Ruhrfestspielen. Die fallen wegen eines deutlichen Minus' an Spendergeldern allerdings eine Woche kürzer aus. Bis 9. Juni bieten sie ein Programm rund um utopische Visionen zum Zusammenleben verschiedener Kulturen, kündigte der neue Festspielintendant Olav Kröck an. Gleichzeitig werde auf Grenzziehungen und Abschottungsphantasien in Europa geblickt. Außerdem wollten die Ruhrfestspiele nach romantischen Sehnsüchten nach Lebendigkeit im Spätkapitalismus suchen und Strukturen des Populismus untersuchen.

Das europaweit renommierte Festival der Gegenwartsdramatik, die Mülheimer Theatertage "Stücke 2019", findet vom 11. bis zum 30. Mai in Mülheim an der Ruhr statt. Im Rennen um den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Dramatikerpreis stehen unter anderem die österreichische Autorin Elfriede Jelinek mit ihrem Stück "Schnee Weis (Die Erfindung der alten Leier)" in der Fassung des Schauspiels Köln sowie die Autorin Sibylle Berg mit dem Stück "Wonderland Ave." ebenfalls in der Fassung des Schauspiels Köln.

Im Wettbewerb um den mit 10.000 Euro dotierten Kinder-Stücke-Preis 2019 stehen in Mülheim an der Ruhr unter anderem das Stück "Haydi! Heimat!" von Katja Hensel in einer Inszenierung des LTS Memmingen und das Stück "Die größte Gemeinheit der Welt" von Dirk Lauke in der Version des Jungen Schauspiels Düsseldorf. Die Gastspiele werden von einem Rahmenprogramm begleitet.

NRW-Theatertreffen in Münster

Unter dem Motto "Vorsicht, zerbrechlich" startet am 30. Mai in Münster das diesjährige NRW-Theatertreffen. Allein sechs Bühnen aus der Ruhrregion sind bis zum 8. Juni dabei. Eine Jury wird die beste Inszenierung prämieren sowie einen Ensemble- und einen Darstellerpreis vergeben. Außerdem wird eine Jugendjury ihren Favoriten aus den Gastspielen küren, und auch das Publikum wird einen eigenen Preis vergeben.

Mit dabei sind das Schauspiel Dortmund mit der Komödie "Der Theatermacher", das Theater Mülheim/Ruhr mit "König Ubu # Am Königsweg", die Burghofbühne Dinslaken mit "Extrem laut und unglaublich nah", das Theater Oberhausen mit "Schuld und Sühne - im Kopf von Raskolnikow", das Moerser Schlosstheater mit "Zur schönen Aussicht" und das Bochumer Schauspielhaus mit "Unterwerfung".

Knapp eine Woche nach dem Ende des NRW-Theatertreffens beginnt dann am 13. Juni das Impulse-Theaterfestival in Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr und Köln. Das präsentiert unter der künstlerischen Leitung von Haiko Pfost bis einschließlich 23. Juni sowohl etablierte Kollektive und Künstler als auch Neuentdeckungen. Insgesamt stehen elf Stücke aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Programm. Bei einem der wichtigsten Treffen der freien Theaterszene geht es um Begegnungen mit dem Islam, Auseinandersetzungen mit Rassismus sowie Mechanismen häuslicher Gewalt, Utopien von einer geschlechtergerechten Welt und Optimierungszwänge der Gegenwart.

Shakespeare-Festival ab Juni in Neuss

Vom 14. Juni bis zum 13. Juli präsentieren sich 13 Inszenierungen aus Frankreich, Polen, Ungarn, England und Deutschland beim diesjährigen "Shakespeare-Festival" im Nachbau des Londoner Globe-Theaters in Neuss. Zu den Höhepunkten des europaweit bekannten Festivals zählen der aus Ungarn angereiste "Richard III", "Macbett" nach Eugène Ionesco aus Polen und aus München das Tanztheaterstück "For you my Love". Besonderer Gast ist die Band "Woods of Birnam" rund um den Schauspieler und Sänger Christian Friedel mit dem Programm "Searching for William in Concert". Das Festival ist stolz auf seine Auslastung von deutlich über 90 Prozent.

Fast zeitgleich läuft vom 15. bis zum 21. Juni am Theater Oberhausen das inzwischen 35. Theatertreffen NRW für junges Publikum, "Westwind", unter dem Motto "Offene Gesellschaft". Eine Jury hat zehn Inszenierungen für Kinder- und Jugendliche sowie internationale Gastspiele aus 41 Bewerbungen ausgewählt. Eingeladen wurden unter anderem das Duisburger Kom'ma Theater mit dem Stück "Shame, shame but different". Auch das Schlosstheater Moers mit "Elisa und die Schwäne" und das Theaterkohlenpott aus Herne mit der Produktion "Funny Girl" sind zu Gast. Beim Familienfest am 16. Juni sind Gastproduktionen aus El Salvador, Frankreich und Nicaragua zu sehen, kündigte die Sprecherin des Theaters Oberhausen, Monika Madert, an.

Den Schlusspunkt der NRW-Theaterfestivals setzt in diesem Jahr das internationale Kulturfestival Ruhrtriennale, das diesmal seinen Fokus auf Europa richtet. Insgesamt 25 Produktionen und Projekte stehen vom 21. August bis zum 29. September auf dem Programm, darunter 14 Ur- und Erstaufführungen, erklärte Intendantin Stefanie Carp. Gezeigt wird unter anderem die Produktion "Kind of", in der Regisseurin Ofira Henig mit palästinensischen und israelischen Schauspielern die Wirkung von Bildungssystemen in den Blick nimmt, die Toleranz gegenüber Fremdem verweigern. Bespielt werden im Verlauf des Festivals insgesamt 13 Orte, darunter ehemalige Industriehallen in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck.