Die Zahl der dokumentierten Hinrichtungen ist laut Amnesty International 2018 auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Demnach wurden im vergangenen Jahr mindestens 690 Menschen in etwa 20 Ländern hingerichtet, rund ein Drittel weniger als im Vorjahr mit 993 Exekutionen. 78 Prozent der Hinrichtungen fanden im Iran, Saudi-Arabien, Vietnam und dem Irak statt, heißt es in einem am 10. April veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Der Staat mit den meisten Exekutionen bleibt laut Amnesty China, wo allerdings die Zahl der vollzogenen Todesurteile nicht veröffentlich wird. Schätzungen zufolge wurden im vergangenen Jahr dort erneut Tausende Menschen hingerichtet - mehr als im Rest der Welt zusammen.

Moratorium in Gambia und Malaysia

Auf den Plätzen zwei bis fünf stünden Iran mit mindestens 253 dokumentierten Hinrichtungen, Saudi-Arabien mit 149, Vietnam mit mindestens 85 und der Irak mit mindestens 52 Exekutionen. Im Iran seien nach einer Änderung des dortigen Anti-Drogen-Gesetzes im Vergleich zu 2017 mit 507 Exekutionen weniger Menschen hingerichtet worden. Der iranische Staat setzte allerdings seine völkerrechtswidrige Praxis fort, auch unter 18-Jährige zum Tode zu verurteilen.

In den USA wurden dem Bericht zufolge 25 Menschen hingerichtet, davon allein 13 in Texas. Praktisch abgeschafft hätte dagegen die Todesstrafe die Regierung in Burkina Faso. Gambia und Malaysia hätten ein Moratorium erlassen und verzichteten bis auf weiteres auf Hinrichtungen.

Der Rückgang der weltweit dokumentierten Hinrichtungen gebe die Richtung vor, sagte der Generalsekretär vom Amnesty Deutschland, Markus N. Beeko. 142 Staaten wendeten die Todesstrafe heute nicht mehr an, 1987 seien es nur 69 gewesen. "Das ist eine wichtige Entwicklung zu einer Welt ohne Hinrichtungen", sagte Beeko.

Fast 20.000 in Todeszellen

Dieser Weg erfordere allerdings weiter den Einsatz der ganzen Staatengemeinschaft. 2018 wurden den Angaben zufolge mindestens 2.531 neue Todesurteile in 54 Ländern gefällt, mindestens 19.336 Menschen saßen im vergangenen Jahr weltweit in Todeszellen. Ihnen allen drohe der Tod durch Enthaupten, den elektrischen Stuhl, Erhängen, die Giftspritze oder Erschießen. Im Iran seien zudem zwei Menschen zum Tod durch Steinigen verurteilt worden.

Allein in Ägypten sei die Zahl der verhängten Todesurteile um mehr als 75 Prozent von 402 (2017) auf mindestens 717 im vergangenen Jahr gestiegen, sagte Beeko. "Die gestiegene Zahl der Todesurteile erinnert deutlich daran, dass alle politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Ägypten auch auf eine dringliche Verbesserung der Menschenrechtslage gerichtet sein müssen", forderte der Amnesty-Generalsekretär. Die Todesstrafe sei grausam, unmenschlich, verstoße gegen das Recht auf Leben und gegen den Geist der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.