Rothenburg o.d. Tauber (epd). Öffentliche Debatten werden nach Einschätzung des bayerischen Landesbischofs und EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm zunehmend durch "neue Brüllorte im Internet" vergiftet. Das Hören habe es heutzutage nicht leicht, das laute Reden und auch das Brüllen hätten "Hochkonjunktur", sagte Bedford-Strohm am 14. April bei einem Gottesdienst in der Rothenburger Heilig-Kreuz-Kirche: "Unter dem Schutz der Anonymität oder auch mit Klarnamen unter dem Schutz der Masse der Gleichgesinnten in den Internetblasen schütten Menschen Kübel von Hass auf andere aus", erläuterte der evangelische Theologe laut Redemanuskript.
Vor allem Personen des öffentlichen Lebens, die an hervorgehobener Stelle politische Verantwortung trügen, müssten sich beispielsweise auf Facebook-Seiten "in einer Weise beleidigen lassen, die irgendwann zur Gefahr für unser politisches System zu werden droht", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er frage sich, welcher sensible Mensch es sich noch antun werde, ein politisches Amt zu übernehmen, wenn er sich "damit zum Abfallkübel der Nation macht!?" Dabei brauche man in der Politik eben gerade "nicht coole, abgebrühte Politiker, sondern wir brauchen gerade die Sensiblen, Hörbereiten und Nachdenklichen".