Maputo (epd). Sie schleppen Säcke mit Reis, Mehl und Bohnen oder Wasserkanister und Kleidungspakete: In der Hauptstadt Maputo haben Freiwillige Hilfsgüter für die Flutopfer in der Region Beira gesammelt und ein Schiff beladen. "Wir brauchen mehr Container", sagte Joana Martins, Koordinatorin der Aktion "Unidos por Beira", der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Die Katastrophe im Norden Mosambiks hat eine Welle der Hilfsbereitschaft in dem afrikanischen Land ausgelöst. Die Zeit drängt. Hunderttausenden Menschen fehlt es nach dem Zyklon "Idai" am Allernötigsten.
Die Regierung schätzt, dass Tausende Menschen immer noch von Wassermassen eingeschlossen sind. Die Lage sei kritisch, sagte Umweltminister Celso Correia dem britischen Sender BBC. Nach seinen Worten stehen 3.000 Quadratkilometer unter Wasser, eine Fläche größer als das Saarland. Und es kommt mehr Regen.
Viele Mosambikaner in der Hauptstadt machen sich große Sorgen um Angehörige. Raphaela Soares, die ihren wahren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat ihre Mutter im tausend Kilometer entfernten Beira nur einmal gesprochen, ganz kurz, am Montag nach dem Zyklon. Da ging es der alten Frau noch einigermaßen gut, das Haus war nur leicht beschädigt. Aber alle saßen im Dunkeln, ohne Strom und Wasser, der Akku im Handy der Mutter war fast leer. Seitdem hat Soares nichts mehr gehört.
Hilfe trotz Armut
Mosambik mit seinen rund 30 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Dennoch beteiligen sich viele an der Sammel- und Spendenbewegung. Soares sagt, Lebensmittel seien in Beira kaum zu bekommen und wenn, dann zu astronomischen Preisen. "Es kommt nichts 'rein in die Stadt", weil die Straßen zerstört seien. Mit Freunden hat Soares Kontakt zu einer Fluggesellschaft aufgenommen, die nun jeden Tag 200 Kilo Hilfsgüter mit nach Beira nimmt. Auch DHL in Maputo bietet gratis Spendentransporte nach Beira an.
"Kerzen sind wichtig und Streichhölzer", sagt Soares. Tabletten, um das Wasser zu desinfizieren, waren das erste, was sie losschickte. Auch Medikamente gegen Durchfall und Malaria werden gebraucht. Außerdem Kleidung, Decken, Hygieneartikel. Und Geld. Vor allem Geld. Um ihrer Mutter stundenlanges Anstehen am Bankschalter zu ersparen, schickt sie Geld über Gewährsleute, die es persönlich überbringen.
"Unidos por Beira" (Vereint für Beira) hat als erstes Ziel, 14.000 Tonnen Hilfsgüter ins Flutgebiet zu schicken. Über Facebook werden Helfer zusammengetrommelt und im Minutentakt Informationen ausgetauscht: Wer fliegt als nächstes nach Beira? Welche Straße ist bis wohin befahrbar? Auch gibt es Tipps für Spender in Südafrika, damit sie ihre Hilfspakete durch den Zoll bekommen.
Durch den Zyklon und die schweren Regenfälle sind 1,7 Millionen Menschen in Not geraten. Helfen ist angesichts dieser Katastrophe zur Staatsraison geworden. Präsident Filipe Nyusi rief zur Solidarität auf. Parlamentarier spendeten, und Präsidentensohn Jacinto Nyusi gab umgerechnet rund 24.000 Euro für Lebensmittel, wie die regierungsnahe Zeitung "Noticias" berichtete. Auch Privatunternehmen spendeten, der US-Ölkonzern Exxon 300.000 US-Dollar, der Konkurrent Anadarko 200.000 Dollar.
Neben Kirchen, Vereinen, Läden und Schulen engagieren sich auch Künstler für die Flutopfer. Für den 23. März war ein Konzert des Zambezi String Quartetts in französischen Kulturzentrum in Maputo geplant. Besucher wurden um eine Lebensmittelspende gebeten - haltbare Lebensmittel sollen es sein, für Beira.