Tuberkulose bleibt nach Ansicht von Experten eines der drängendsten Gesundheitsprobleme weltweit. Auch nach der neuesten Statistik für das Jahr 2017 sei die Infektionskrankheit wieder eine der zehn häufigsten Todesursachen gewesen, erklärte die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg. Demnach starben rund 1,6 Millionen Menschen an der Infektionskrankheit, schätzungsweise zehn Millionen steckten sich neu an, darunter eine Million Kinder.

Trotz aller Anstrengungen der Weltgemeinschaft sei ein Ende der weltweiten TB-Epidemie nicht in Sicht, betonte die DAHW zum Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März. Dafür gibt es vor allem drei Gründe: Armut und katastrophale Lebensverhältnisse, das tödliche Zusammenspiel mit dem Aids-Virus und dass die Medikamente in zunehmendem Maße gar nicht mehr wirken. Manche Erreger sind den Experten zufolge inzwischen gegen alle bekannten Medikamente resistent.

Früherkennung wichtig

Die weitaus meisten TB-Fälle werden in Entwicklungs- und Schwellenländern registriert. Vor allem in Afrika südlich der Sahara spielt die Immunschwächekrankheit Aids den Tuberkulosebakterien in die Hände: Ist das Immunsystem geschwächt, können die Erreger leicht angreifen. Auch Armut und unsägliche Lebensbedingungen öffnen den TB-Bakterien Tür und Tor. Katastrophale beengte Wohnverhältnisse wie in den Slums der Megastädte begünstigen die TB, die sich durch Tröpfcheninfektion verbreitet.

Dabei ist Tuberkulose in den meisten Fällen durch Antibiotika heilbar, die Ansteckungskette kann durchbrochen werden. "Wenn Tuberkulose früh erkannt und behandelt wird, ist das der beste Schutz vor einer Ausbreitung", betonte DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm. Dazu sei ein uneingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung entscheidend. Deshalb müssten arme Länder unterstützt werden, Lücken in den nationalen Gesundheitssystemen zu schließen.

Bei der Suche nach effektiven und verträglichen Medikamenten gegen multirestistente Tuberkulose seien die Regierungen der reichen Länder sowie die Pharmaunternehmen gefragt, die Forschung zu intensivieren und neue Medikamente bezahlbar zu halten. "Das Überleben eines Betroffenen darf nicht von seinem Wohnort und Geldbeutel abhängen", erklärte Kömm.

5.400 Fälle in Deutschland

In Deutschland wurden nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr 5.429 Tuberkulose-Fälle registriert. Damit blieben die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr etwa auf gleichem Niveau. Um das Ziel der WHO zu erreichen, die Krankheit bis 2050 zu eliminieren, seien daher auch in Deutschland zusätzliche Anstrengungen in der Tuberkulose-Kontrolle nötig, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler in Berlin.

Ein Viertel bis ein Drittel der Menschheit trägt nach Schätzungen den Erreger in sich. Im Normalfall ist der Körper stark genug, sie in Schach zu halten. Hunger und Mangelernährung jedoch reißen die Barriere ebenso nieder wie immenser Stress - etwa bei Krieg und Flucht. Bei den in Deutschland erkrankten Patienten handelte es nach RKI-Angaben zu fast drei Vierteln um zugewanderte Menschen.