Zehn Tage nach dem Zyklon "Idai" in Südostafrika ist die Zahl der Toten am Wochenende weiter gestiegen. Der britische Sender BBC ging am 24. März von mehr als 700 Todesopfern aus, 417 in Mosambik, 259 in Simbabwe und 56 in Malawi. Hilfswerke meldeten erste Fälle von Cholera und weiteten ihre Nothilfe aus. Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sagte: "Die Lage wird schlimmer werden, bevor sie sich bessert."

Noch hätten die Hilfsorganisationen gerade erst begonnen, das Ausmaß der Zerstörung zu erfassen, erklärte Fore am Wochenende bei einem Besuch in Beira. Ganze Dörfer stünden unter Wasser. Schulen, Gesundheitszentren und andere Gebäude seien niedergerissen worden. Der Zyklon und die Überschwemmungen hätten eine Fläche von rund 3.000 Quadratkilometern zerstört.

Unicef schätzt die Zahl der Betroffenen allein in Mosambik auf 1,8 Millionen, darunter eine Million Kinder. Zur Verschlechterung der Lage könnten weitere Regenfälle beitragen sowie das Bersten von Dämmen an Flussläufen oberhalb der teilweise noch immer überfluteten Gebiete. Nach Angaben des mosambikanischen Umweltministers Celso Correia suchten rund 90.000 Menschen in Notunterkünften Zuflucht.

UN-Appell

UN-Generalsekretär António Guterres rief die Weltgemeinschaft auf, mehr Ressourcen für die Hilfe in Mosambik bereitzustellen. Die 20 Millionen Dollar (knapp 18 Millionen Euro), die die Vereinten Nationen als Ersthilfe zur Verfügung gestellt hätten, reichten nicht aus, hieß es in einer am 23. März veröffentlichten Erklärung.

Jennifer Bose von der Hilfsorganisation Care sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), neben Zelten und Baumaterial werde vor allem Trinkwasser gebraucht. Eine Woche nach der Katastrophe seien die ersten Cholerafälle aufgetreten. Das stehende Wasser begünstige auch andere Durchfallerkrankungen und Malaria.

Helfer vergleichen die schwierige logistische Lage inzwischen mit der nach Katastrophen wie dem Tsunami in Asien 2004 oder dem Erdbeben in Nepal 2015. Das Welternährungsprogramm (WFP) stuft die Krise seit dem Wochenende mit der höchsten Warnstufe drei ein, wie im Jemen, dem Südsudan oder Syrien. Mindestens 600.000 Menschen seien vor den Fluten auf der Flucht, sagte ein WFP-Sprecher. Die Zahl der Hilfsbedürftigen steige rapide an.

Auch THW hilft

In der mosambikanischen Hauptstadt Maputo und dem stark zerstörten Beira trafen am Wochenende zahlreiche Experten aus aller Welt ein, um Nothilfe zu leisten. So wollten beispielsweise die Welthungerhilfe und das Hilfswerk SOS Kinderdörfer ihre Präsenz im Krisengebiet verstärken. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) trafen bereits am 23. März ein. THW-Experten sollen zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen mit einer Kapazität von 10.000 Litern pro Stunde installieren, wie ein Sprecher mitteilte.

In der zweitgrößten mosambikanischen Stadt mit rund 600.000 Einwohnern konnten am Wochenende Teile der beschädigten Strom- und Wasserversorgung wieder instandgesetzt werden, wie die Zeitung "O País" online berichtete. Auch seien vom Wasser weggespülte Abschnitte wichtiger Verbindungsstraßen von und nach Beira provisorisch repariert worden. Der Flughafen habe den vollen Betrieb wieder aufgenommen und sich zum Anlauf-Zentrum von Helfern und Journalisten entwickelt, weil es dort Strom und Internet gebe.