Der scheidende EU-Politiker Elmar Brok (CDU) wünscht sich einen intensiveren Dialog zwischen Kirchen und der EU. Ein Dialog, wie es ein Artikel über die Arbeitsweise der EU vorsehe, finde statt, "aber ich finde, er müsste intensiver und stringenter geführt werden", sagte Brok der Bielefelder evangelischen Wochenzeitung "Unsere Kirche" (Ausgabe 24. März). "Das sollten die Kirchen von der EU-Kommission einfordern." Die Grundidee des Artikel 17 des Vertrags zur Arbeitsweise der EU sei, dass es auch Konsultationspflichten gebe, etwa wenn es um konkrete Gesetzgebung gehe: "Es reicht nicht aus, wenn man sich ein- oder zweimal im Jahr zum netten Gedankenaustausch trifft."

An die Kirchen appellierte der EU-Politiker, Kritik konkreter zu äußern. "Wenn sie mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind, sollten sie Ross und Reiter benennen." Häufig sei nur von "der Politik" die Rede. Wenn man aber alle in einen Topf werfe, verärgere man auch die, die im Sinne der Kirche bereits handelten, monierte Brok.

Außer beim Arbeitsrecht erwartet Brok keine weiteren Einschränkungen durch EU-Recht für die Kirchen in Deutschland. Im Arbeitsrecht könne das der Fall sein, "aber sicher nur begrenzt". Die EU achte laut dem Artikel 17 den Status, den weltanschauliche Gemeinschaften nach einzelstaatlichen Rechtsvorschriften genießen. Von daher greife europäische Gesetzgebung in diesem Bereich nicht unmittelbar.

Bei der europäischen Einigung seien zunächst mehr Impulse von der katholischen Kirche ausgegangen, erklärte Brok. Mit ihrer Orientierung auf Rom sei die katholische Kirche immer national und europäisch gewesen. Auf evangelischer Seite habe man sich eher über das Friedenskonzept dem Thema Europa angenähert und damit mittlerweile eine hohe Übereinstimmung erzielt. Größere Probleme gebe es hingegen in Ländern mit orthodoxen Kirchen. Eine mangelnde Bereitschaft, sich zu öffnen, wirke sich negativ auf den Demokratisierungsprozess in diesen Ländern und auf ihren Blick auf Europa aus.