Kirchenvertreter haben sich für eine stärkere Einmischung in die Debatte um Auslandseinsätze der Bundeswehr ausgesprochen. "Wir müssen vor allem mit der Politik tiefer ins Gespräch eintauchen", sagte der Pfarrer für Ökumene und Mission, Flucht und Migration der Lippischen Landeskirche, Dieter Bökemeier, zum Abschluss einer öffentlichen Konsultation der Lippischen Landeskirche am 23. März in Bad Salzuflen. Allerdings dürfe es nicht bei einem schriftlichen Papier bleiben: "Kirche muss künftig vermehrt eigenes Engagement entwickeln." Als Beispiel nannte Bökemeier Patenschaften für zivile Friedensdienstmitarbeiter.

Nach den Worten des Militärbischofs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Sigurd Rink, muss ein Mandat des UN-Sicherheitsrats die Voraussetzung für jeden Auslandseinsatz der Bundeswehr bleiben. Das sei möglicherweise nicht bei allen der aktuell zwölf Einsätze mit deutscher Beteiligung der Fall. Bei der Beurteilung der Rechtmäßigkeit müsse man allerdings auch sehr differenziert betrachten, was einmal das Ziel gewesen und was möglicherweise daraus geworden sei, sagte Rink.

Abkehr von der "Sicherheitslogik" gefordert

Der Autor und Friedensdienst-Experte Martin Quack forderte eine Abkehr von der "Sicherheitslogik", die auf Abwehr von Gefahren, Abschottung und Abgrenzung setze, hin zu einer "Friedenslogik." Die meisten globalen Probleme würden durch gewaltsam ausgetragene Konflikte lediglich massiv verschärft: das betreffe Flüchtlinge, Armut und Umweltzerstörung. Diese Probleme könnten ohne einen anderen Umgang mit Konflikten nicht überwunden werden, erklärte Quack, der Hilfsorganisationen und andere Akteure der internationalen Zusammenarbeit berät.

Hauptmann Martin Waltemathe, Presseoffizier der Panzerbrigade 21, räumte ein, dass es auch in Teilen der Bundeswehr durchaus kritische Einschätzungen zu einigen der Auslandseinsätze gebe. Die Verantwortung für diese Einsätze trage die Politik.

Aus Sicht des Pfarrers und Friedensbeauftragten der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Lutz Krügener, ist das Nichts-Tun in Konfliktsituationen keine Option. Er erinnerte an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der sich um den Menschen kümmerte, der unter die Räuber gefallen war. Es gelte nicht, Einsätze zu rechtfertigen, doch der Blick müsse auf den leidenden Menschen gerichtet werden. Hier müsse Kirche Strategien entwickeln und konkret werden. In Hannover beispielsweise werde man Orte, in denen Friedensarbeit stattfinden, künftig fördern.

Der Friedensbeauftragte der Lippischen Landeskirche, Christian Brehme, bezeichnete die gerade auch von Teilnehmern der Bundeswehr ausgegangenen Impulse als äußerst wertvoll für den künftigen Diskussionsprozess. "Zu spüren, dass auch hier manche Auslandseinsätze kritisch gesehen werden und stärkeres Engagement bei zivilen Konfliktlösungen eingefordert wird, zeigt uns, dass die Politik stärker unter Druck gesetzt werden muss", sagte der Pfarrer.

Zu der zweitägigen Konsultation waren zahlreiche Fachleute aus Kirche, Gesellschaft und Bundeswehr eingeladen worden, die Erfahrungen mit Bundeswehr-Auslandseinsätzen sowie theologische und rechtliche Grundlagen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten sollten. Im Herbst will sich die Lippische Landessynode ausführlich mit dem Friedensthema beschäftigen, das in ihrem Bereich besondere Aufmerksamkeit genießt: Teile der im lippischen Augustdorf stationierte Panzerbrigade 21 waren mehrfach zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr kommandiert.