Nach der kurzfristigen Verschiebung der Präsidentenwahl hat die Wahlkommission in Nigeria Vorwürfe politischer Einflussnahme zurückgewiesen. Die Kommission übernehme die volle Verantwortung für die Verschiebung, sagte ihr Vorsitzender, Mahmood Yakubu, am 16. Februar. Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen waren in der Nacht zum 16. Februar, wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale, aus logistischen Gründen um eine Woche auf den 23. Februar verschoben worden.

Yakubu erklärte, die Organisation der Wahlen in Afrikas bevölkerungsreichstem Land sei eine Mammutaufgabe. In den vergangenen Monaten seien knapp 422 Millionen Stimmzettel gedruckt und eine Million Wahlhelfer ausgebildet worden. Verzögerungen bei der Auslieferung von Wahlmaterial seien angesichts des Umfangs nichts Außergewöhnliches. Zugleich habe es Versuche gegeben, die Vorbereitungen zu sabotieren: In drei lokalen Büros der Kommission seien Brände gelegt und Hunderte Wählerkarten verbrannt worden, die erneut gedruckt werden müssten.

Schon in der Vergangenheit hat die Kommision immer wieder kurzfristig Abstimmungen verschoben. Oftmals kam es danach zu Protesten und gewalttätigen Auseinandersetzungen. Bei den Wahlen 2015 kündigte die Kommission eine Woche vorher an, wegen Sicherheitsbedenken die Abstimmung um sechs Wochen zu verschieben. 2011 wurden die Präsidenten- und Parlamentswahlen am Wahltag selbst verschoben, als in manchen Teilen bereits gewählt wurde. Weil es Verzögerungen bei der Auslieferung von Wahlmaterial gegeben hatte, fand die Wahl zwei Tage später statt.

Kritik an Wahlkommission

Auch diesmal sorgte die kurzfristige Verschiebung der Wahlen landesweit für Ärger. Präsident Muhammadu Buhari (76) schrieb auf Twitter, er sei tief enttäuscht. Die Wahlkommission habe immer wieder versichert, bereit zu sein. "Wir und alle Bürger haben ihr geglaubt." Buhari erklärte, die Wahlkommission müsse sicherstellen, dass die bereits ausgelieferten Wahlunterlagen nun nicht in falsche Hände gelängten. Er rief die Bürger auf, Ruhe zu bewahren.

Auch der Kandidat der Opposition, Atiku Abubakar, rief die Wähler zu Geduld auf. Man habe die Misswirtschaft der Regierung die vergangenen vier Jahre ausgehalten und müsse nur noch ein paar Tage durchhalten. "Man kann eine Wahl verschieben, aber nicht das Schicksal", schrieb Atiku auf Twitter. Der 72-Jährige sah in der Verschiebung einen Versuch, die Wahlbeteiligung zu beeinflussen und einen möglichen Sieg der Opposition zu verhindern.

Bei der Präsidentenwahl wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Buhari und dem Geschäftsmann und Milliardär Atiku erwartet. Insgesamt 84 Millionen Wähler sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Wegen Politikverdrossenheit in der Bevölkerung wird mit einer niedrigen Wahlbeteiligung gerechnet. Die Verschiebung könnte dazu führen, dass noch weniger Bürger ihre Stimme abgeben. Viele Wähler waren am Wochenende bereits in ihre Heimat-Bundesstaaten gereist, um dort ihre Stimme abzugeben.

Erschwert wird die Wahl durch islamistischen Terror im Norden und Nordosten des Landes. Konflikte zwischen bewaffneten Viehtreibern und sesshaften Bauern im Zentrum Nigerias sowie die starke Zunahme von Entführungen in der nigerianischen Mittelschicht stellen weitere Krisenherde dar. Zentrale Probleme in Afrikas größter Ölfördernation sind außer der Sicherheitslage die Folgen einer seit zwei Jahren währenden Wirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosigkeit gerade bei jungen Nigerianern, die die Mehrheit der Bevölkerung von mehr als 200 Millionen ausmachen.