Mit einem Film will die Düsseldorfer Graf Recke Stiftung Vorurteilen über das Leben von Kindern und Jugendlichen in Wohngruppen und Heimen begegnen. Der knapp einstündige Streifen von Anke Bruns trägt den Titel "Wir sind doch keine Heimkinder!" und richtet sich an Schulen, Jugendzentren, Kirchengemeinden oder Volkshochschulen, wie Stiftungsvorstand Markus Eisele am 14. Februar erläuterte. "Der Film soll eine gesellschaftliche Diskussion über die Vorurteile und die Stigmatisierung von Kindern und Jugendlichen in Heimen anstoßen und so einen Beitrag zu ihrer verbesserten Inklusion und Teilhabe leisten."

Graf Recke Stiftung will Diskussion über Jugendhilfe heute anstoßen

Das Leben in den heutigen Wohngruppen der Jugendhilfe unterscheide sich deutlich von den Heimen der Nachkriegszeit, ergänzte Christian Heine-Göttelmann, Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. "Sie werden dort von familiären Konflikten entlastet, von pädagogischen Fachkräften gezielt gefördert und können neue Beziehungen zu anderen jungen Menschen knüpfen."

In dem Film kommen heutige und frühere Heimbewohner, aber auch Erzieher, Eltern und Verantwortliche aus der Graf Recke Stiftung zu Wort. "Wenn mich jemand Heimkind nennt, bin ich wütend und traurig", sagt ein Jugendlicher in dem Film. Eine ehemalige, ältere Heimbewohnerin betont, sie habe sich noch Jahrzehnte nach ihrer Entlassung geschämt und ihre Jahre im Heim als "Makel" empfunden.

"Der Film soll einen Blick hinter die Kulissen werfen und dazu beitragen, Vorurteile über das Leben im Heim aus dem Weg zu räumen und Verständnis und Toleranz zu erzeugen", sagte Stiftungsvorstand Petra Skodzig. Obwohl sich seit der Nachkriegszeit in Deutschland vieles in der Heimerziehung und der Heimpädagogik zum Positiven verändert habe, bestehe nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu, darüber zu sprechen. Ebenso hartnäckig hielten sich die Vorurteile der Gesellschaft sowie die Schamgefühle der aktuell bundesweit 1,7 Millionen Menschen mit Heimerfahrung.

Die Graf Recke Stiftung als eine der ältesten diakonischen Einrichtungen Deutschlands hat eine nahezu 200-jährige Geschichte in Sachen Heimerziehung. Adelberdt Graf von der Recke-Volmerstein gründete 1822 in Düsselthal bei Düsseldorf ein Rettungshaus für Straßenkinder.

Der Film kann im Internet unter der Website www.wir-sind-doch-keine-heimkinder.de heruntergeladen und angeschaut werden. Schulen und interessierte Lehrer könnten den Film und dazugehöriges Informationsmaterial kostenlos nutzen, um das Thema im Unterricht mit Schülerinnen und Schülern einzusetzen, erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs Erziehung & Bildung der Stiftung, Michael Mertens.