Hannover (epd). Im festgefahrenen Streit um das von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregte "Reformationsfenster" für die Marktkirche in Hannover wird auch eine Mediation keine Lösung bringen. Der Erbe des Architekten Dieter Oesterlen (1911-1994), Georg Bissen, habe ein Mediationsverfahren abgelehnt, wie der evangelisch-lutherische Stadtkirchenverband am 11. Januar mitteilte. Die Mediation war vom Präsidenten des niedersächsischen Staatsgerichtshofes, Herwig van Nieuwland, vorgeschlagen worden. Niedersachsens frühere Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) hatte sich bereiterklärt, das Verfahren zu moderieren.
Der Kirchenvorstand der evangelischen Marktkirche werde nun das weitere Vorgehen prüfen, hieß es. Noch seien viele Fragen offen, insbesondere zu den Kosten und zur juristischen Einschätzung. Deshalb will sich der Kirchenvorstand von externen Fachleuten beraten lassen.
Der in Tokio lebende Rechtsanwalt Bissen hatte Widerspruch gegen das 13 Meter hohe Buntglasfenster des Künstlers Markus Lüpertz angemeldet, das Altkanzler Schröder der evangelischen Kirche schenken will. Bissen hält das geplante Fenster für nicht vereinbar mit dem architektonischen Konzept seines Stiefvaters. Er verwaltet die Urheberrechte an der Neugestaltung der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg durch Oesterlen.
Der Entwurf von Markus Lüpertz, einem Freund Schröders, setzt sich in zahlreichen Symbolen mit dem Leben und Werk des Reformators Martin Luther (1483-1546) auseinander. Für kontroverse Diskussionen sorgen dabei vor allem fünf Fliegen als Symbol des Bösen und der Vergänglichkeit.
Altkanzler Schröder hatte im Frühjahr angekündigt, er wolle der Marktkirche als Ehrenbürger von Hannover das Fenster schenken. Allein die Kosten für Material, Herstellung und Einbau werden auf rund 100.000 Euro geschätzt. Zur Finanzierung will Schröder Vortragshonorare von Verbänden und Unternehmen in Deutschland weitergeben.