Die Evangelische Kirche im Rheinland sieht sich nach ihrer diesjährigen Landessynode für die kommenden Jahre gut aufgestellt. In zehn Jahren werde die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland "in den Formen vielfältiger und agiler sein", sagte der leitende Theologe Manfred Rekowski am 11. Januar zum Abschluss der diesjährigen Synodentagung in Bad Neuenahr. Auch die erstmals vorgeschaltete Jugendsynode und die Beteiligung von mehr jungen Menschen an den Beratungen des Kirchenparlaments habe gezeigt: "Es gibt eine deutliche Schnittmenge zwischen dem, was junge Leute bewegt, und was für unsere Kirche relevant ist."

Positives Fazit zu Landes- und Jugendsynode

Zufrieden zeigte sich auch die 21-jährige Fiona Paulus, Mitorganisatorin der Jugendsynode, die vom 4. bis 6. Januar tagte. Deren Beschlüsse seien von der Landessynode mit nur kleinen Änderungen "zu hundert Prozent übernommen" worden. Sie sei froh über das Erreichte und freue sich auf die Weiterarbeit: "In vielen Beschlüssen steht, dass die Jugend miteinbezogen wird."

Die Landessynode hatte zuvor beschlossen, dass junge Leute künftig stärker an Entscheidungen beteiligt und Quotenregelungen für bestimmte Gremien geprüft werden, dazu sind Modellversuche geplant. Auch die Forderung der Jugend, sich an der Finanzierung eines Seenotrettungsschiffs zu beteiligen, machte sich die Landesynode als oberstes Leitungsorgan zu eigen.

Präses Rekowski äußerte sich zudem erfreut über den Rückenwind, den es von der Kirchenjugend für die Förderung innovativer und unkonventioneller Formen kirchlichen Lebens gebe. "Wir haben konkrete Veränderungen auf den Weg gebracht", sagte der 60-jährige Theologe. Für "Erprobungsräume" jenseits der klassischen Ortskirchengemeinde sind in den nächsten zehn Jahren bis zu 13 Millionen Euro zur Anschubfinanzierung eingeplant.

Finanzdezernent Bernd Baucks lobte den am 10. Januar verabschiedeten Ausbau des Finanzausgleichs zwischen den 37 rheinischen Kirchenkreisen. Die bessergestellten Kirchenkreise hätten sich bereit erklärt, den ärmeren Kirchenkreisen in strukturschwachen Gebieten mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Das sei "ein deutlicher Einschnitt" für die gebenden Kirchenkreise, sagte Baucks.

Landeskirche erinnert an Missionsgeschichte in Südafrika

Am letzten Synodentag erinnerte die rheinische Kirche in einer Gedenkzeremonie mit Gästen aus Südafrika an die Geschichte der evangelischen Kirche in dem Land. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph sagte, es bedürfe "angesichts der bewegenden Geschichte der südafrikanischen Kirchen eines besonderen Willkommensgrußes, der Zeit gibt für die nicht immer leichten Erinnerungen".

Die Rhenish Church in South Africa (RCSA) und die Uniting Reformed Church in Southern Africa (URCSA) sind aus der Arbeit der Rheinischen Missionsgesellschaft hervorgegangen, deren heutige Nachfolgerin die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal ist. Seit September sind die beiden südafrikanischen Kirchen wieder Mitglieder der VEM.

Nachdem die Rheinische Missionsgesellschaft im Jahr 1829 ihre Arbeit in Südafrika aufnahm und in der Region Kapstadt mehrere Missionsstationen gründete, zog sie sich in den 1930er Jahren aus dem Land zurück. Ihre Gemeinden übergab sie an die Niederländisch-Reformierte Kirche, die die Apartheidsregierung stützte. "Unsere geistlichen Mütter und Väter haben uns verlassen und als Waisen zurückgelassen", sagte Tommy Solomons von der RCSA. Zu der Gedenkzeremonie gehörte auch ein Versöhnungsritual mit Wasser und Öl, in dem die wechselvolle Geschichte vor Gott gebracht wurde. Solomons bewertete die Zeremonie als wichtiges Zeichen. "Es werden die Missetaten der Vergangenheit zugegeben und wir drücken die Bereitschaft aus, eine neue Beziehung zu beginnen." Die Geschichte der südafrikanischen Gemeinden wird zurzeit auch von einem Promovenden der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und einem südafrikanischer Theologen wissenschaftlich aufgearbeitet.

Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit 2,5 Millionen Protestanten in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die Landessynode ist das oberste Entscheidungsgremium, sie tagt in der Regel einmal im Jahr eine Woche lang und entscheidet über alle wesentlichen Fragen, die die gesamte Landeskirche betreffen.