Washington (epd). Das US-amerikanische Repräsentantenhaus hat zu Beginn seiner neuen Legislaturperiode am 3. Januar ein seit Mitte des 19. Jahrhunderts geltendes Verbot von Kopfbedeckungen bei Sitzungen gelockert. Künftig werden laut dem Beschluss aus religiösen Gründen getragene Kopfbedeckungen wie das muslimische Kopftuch, die jüdische Kippa und der Sikh-Turban zugelassen.
Konkret betrifft die Reform die Kopftuch tragende neue Abgeordnete Ilhan Omar aus Minnesota. Zusammen mit Rashida Tlaib aus Michigan gehört die in Somalia geborene Omar zu den ersten muslimischen Frauen im Repräsentantenhaus.
Omar hatte bei der Kongresswahl im November vergangenen Jahres in ihrem Wahlkreis 78 Prozent der Stimmen erhalten. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter erklärte die 37-jährige Politikerin der Demokraten, das Tragen eines Kopftuchs sei eine persönliche Entscheidung, geschützt vom Religionsfreiheitgebot in der US-Verfassung.
Nach Angaben des Repräsentantenhauses wurde das Tragen von Hüten bei Sitzungen 1837 verboten. Die Entscheidung war damals umstritten. Eine Kopfbedeckung galt manchen Politikern als unhöflich und manchen als Zeichen persönlicher Freiheit. Die Reform der Vorschrift am Donnerstag war Teil eines umfangreichen Beschlusses zur Geschäftsordnung des Repräsentantenhauses, der mit 234 zu 197 Stimmen angenommen wurde.
Omar war 1995 mit ihren Eltern vor dem Bürgerkrieg in Somalia in die USA geflüchtet. Im Wahlkampf forderte sie eine staatliche Krankenversicherung, besseren Klimaschutz und höhere Mindestlöhne.