Der mutmaßliche Amokfahrer, der in der Silvesternacht Menschen in Bottrop und Essen mit seinem Auto anfuhr, befindet sich in Untersuchungshaft. Gegen den 50-jährigen Deutschen aus Essen beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes. Der zuständige Amtsrichter erließ Haftbefehl gegen den Mann, wie die Staatsanwaltschaft Essen und die Polizeipräsidien von Recklinghausen und Münster am 2. Januar gemeinsam mitteilten. Der Tatverdächtige verletzte nach bisherigen Erkenntnissen acht Menschen, unter anderem aus Syrien und Afghanistan. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht von fremdenfeindlichen Motiven. Erkenntnisse auf einen rechtsextremen Hintergrund des Mannes lägen bislang nicht vor.

Menschen aus Syrien und Afghanistan schwer verletzt

Der Autofahrer soll nach Polizeiangaben in der Silvesternacht erstmals kurz vor Mitternacht in Bottrop auf der Osterfelderstraße versucht haben, Fußgänger anzufahren. Verletzt wurde dort niemand. Auf dem Berliner Platz der Stadt erfasste er dann eine 46-jährige Frau aus Syrien, die lebensgefährlich verletzt wurde und sich nach einer Notoperation inzwischen außer Lebensgefahr befindet. Der 48-jährige Ehemann und die beiden 16 und 27 Jahre alten Töchter wurden ebenfalls verletzt. Auch ein vierjähriger Junge und seine 29 Jahre alte Mutter aus Afghanistan sowie ein zehnjähriges Mädchen aus Syrien wurden ärztlich behandelt.

In Essen, wo der Autofahrer erfolglos versucht hatte, eine Gruppe wartender Fußgänger in der Schlossstraße zu erfassen, konnten Polizisten den Fahrer an der Straße Rabenhorst festnehmen. Zuvor hatte er noch einen 34-jährigen Mann mit türkischen Wurzeln verletzt.

Der Beschuldigte ist nach Polizeiangaben nach bisherigen Erkenntnissen bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Die Ermittlungen dauern an. Bereits bei seiner Festnahme habe der Fahrer fremdenfeindliche Bemerkungen geäußert, erklärte die Polizei. Die Ermittlungsbehörden gingen von einem gezielten Anschlag aus, der möglicherweise in der Fremdenfeindlichen Einstellung des Fahrers begründet sei. Zudem lägen Erkenntnisse vor, dass der Mann in der Vergangenheit wegen einer psychischen Erkrankung behandelt wurde.

NRW-Innenminister geht von fremdenfeindlichen Motiven aus

NRW-Innenminister Reul, der bereits am 1. Januar mit den zuständigen Beamten gesprochen hatte, geht von einer klaren Tötungsabsicht des Autofahrers aus. Bei der Festnahme und der Vernehmung habe der Mann zudem offenkundig werden lassen, dass seine Motivlage Fremdenhass sei, sagte Reul am 2. Januar im WDR5-Morgenecho. Details wollte der Reul nicht nennen und verwies auf die laufenden Ermittlungen. Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund gebe es bislang keine. "Vorsichtig gesagt, scheint es jemand zu sein, der aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus einen Hass auf Fremde entwickelt hat."

Der Minister betonte, dass eine Gewalttat, egal von welcher Seite und aus welchen Motiven, nicht verharmlost werden dürfe. "Wir müssen dafür werben, dass Gewaltanwendung für jedermann verboten ist und der Rechtsstaat ein hohes Gut ist."