Die evangelische Kirche fordert humanitäre Korridore nach Deutschland für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge. Mit dem Bundesinnenministerium werde die Möglichkeit erörtert, 500 solcher Flüchtlinge auf sicherem Weg nach Deutschland zu holen, sagte der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Rekowski, am 12. Dezember in Düsseldorf. An dieser Stelle gebe es Bewegung, die Sache sei aber "noch nicht in trockenen Tüchern".

In Italien gibt es ein Programm für solche humanitären Korridore, das vom Bund der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) und von der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio getragen und von Kirchen in Deutschland unterstützt wird. Die aktuelle Abschottungspolitik der EU könne die Kirchen nicht ruhen lassen, sagte der juristische Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland, Johann Weusmann. Bis Mitte des Jahres seien bereits 1.500 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer ertrunken.

In einer Vorlage zur "Flüchtingsproblematik an den EU-Außengrenzen" für die im Januar tagende Synode der rheinischen Kirche werden Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche nach Weusmanns Worten aufgefordert, das Thema wachzuhalten und "Menschen zu stützen, die sich in Notlage befinden". Viele rheinische Gemeinden und Kirchenkreise hätten Kontakte zu Kirchen an den Außengrenzen der EU.

Der rheinische Präses Rekowski hatte im Juli die Organisation Sea-Watch auf Malta besucht, die von der EKD unterstützt wird, und sich für die Einrichtung sicherer Passagen nach Europa stark gemacht. Solange Menschen aus einer Notlage heraus versuchten, mit Booten nach Europa zu gelangen, müsse dafür gesorgt werden, dass sie nicht zu Tode kommen.