Mehr Einfluss für die Jugend, neue Formen von Kirchengemeinde und eine gerechtere Verteilung der Kirchensteuereinnahmen: Mit diesen und weiteren Reformen will sich die Evangelische Kirche im Rheinland für eine Zukunft mit weniger Mitgliedern und weniger Geld fitmachen. Diskutiert werden die Änderungen bei der nächsten Landessynode der zweitgrößten deutschen Landeskirche vom 6. bis 11. Januar in Bad Neuenahr. Zuvor tagt ab dem 4. Januar erstmals eine Jugendsynode mit über hundert Delegierten.

"Das ist eine Uraufführung, auf die wir ein bisschen stolz sind", sagte der Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski, am 12. Dezember in Düsseldorf. Der partizipative Ansatz der Jugendsynode ist nach Angaben der Kirchenleitung einmalig innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Mitglieder befassen sich unter anderem mit Jugendarmut und dem Umgang mit Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen.

Fördertopf für neue Gemeindeformen

Die Jugendsynode setzt sich aus je 50 Delegierten der Landessynode und der evangelischen Jugend zusammen. Hinzu kommen zehn Jugendliche und junge Erwachsene von Studierendengemeinden, landeskirchlichen Schulen, der ehrenamtlichen Konfirmandenarbeit und ökumenischen Gästen. Die Beschlüsse beschäftigen anschließend die Landessynode.

Das oberste Organ der über 2,5 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar will insbesondere neue Formen kirchlicher Arbeit voranbringen. Vorgesehen ist ein Fördertopf von jährlich 500.000 Euro, aus dem in den kommenden zehn Jahren Projekte in "Erprobungsräumen" unterstützt werden. "Wir wollen Innovationen stärken und nicht etwas an den Tropf hängen, das sich überlebt hat", betonte Vizepräses Christoph Pistorius. Geplant ist auch eine Projektstelle beim Zentrum Gemeinde und Kirchenentwicklung, bis zu fünf Pfarrstellen sollen zudem für Erprobungsräume eingerichtet werden.

Änderungen bei Verteilung der Einnahmen geplant

Kontroverse Debatten werden über die Verteilung der Kirchensteuereinnahmen auf die künftig noch 37 rheinischen Kirchenkreise erwartet. Vorgeschlagen ist eine gleichmäßige Verteilung nach Zahl der Mitglieder, um finanzielle Schieflagen auszugleichen. Einige Kirchenkreise vor allem in Ballungsräumen bekämen dann künftig weniger Geld und ärmere Kirchenkreise in ländlichen Gebieten mehr. Die Landessynode soll klären, ob diese Reform mehrheitlich gewollt wird. Eine endgültige Entscheidung würde dann 2020 fallen.

Reformen werden auch für die Landessynode selbst angestrebt. Der Aufwand für die Arbeit des Kirchenparlaments müsse verringert werden, zugleich sei mehr Beteiligung gewünscht, sagte Rekowski. Erwogen wird etwa, künftig zweimal jährlich und dafür kürzer zu tagen. Bislang trifft sich die Synode einmal im Jahr eine Woche lang.

Steigende Kirchensteuer

Zeit für die Veränderungen erhält die Landeskirche durch die weiter steigende Kirchensteuer. Für 2018 wird mit einem Verteilbetrag von 737 Millionen Euro gerechnet, 22 Millionen Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Für kommendes Jahr kalkuliert Finanzdezernent Bernd Baucks mit einem weiteren Anstieg auf 744 Millionen Euro. Grundlage ist ein geschätztes Brutto-Kirchensteueraufkommen von knapp 930 Millionen Euro in diesem und 948 Millionen Euro im kommenden Jahr.

Baucks wertete diese Zahlen als Indikator, dass die kirchliche Finanzentwicklung immer noch mehr von Wirtschaftswachstum und steigenden Einkommen geprägt wird als vom Rückgang der Mitgliederzahlen. Längerfristig werde sich aber mit einer kleiner werdenden Kirche auch ein Rückgang der Finanzmittel ergeben.

Weitere Themen der Landessynode sind die Bezahlung der Pfarrer, die Verabschiedung des Haushalts und die Begegnung mit Kirchenvertretern aus Südafrika und Hongkong, die aus der Missionsarbeit der Rheinischen Missionsgesellschaft hervorgegangen sind.

Weniger Gemeinden und Kirchenkreise wegen Fusion

Strukturveränderungen gibt es bereits zum 1. Januar: Die Evangelische Kirche im Rheinland besteht dann aus 687 Kirchengemeinden in 37 Kirchenkreisen. Durch die Fusion der Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels zum neuen "Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill" verringert sich die Zahl der Kirchenkreise von 38 auf 37, wie es am 12. Dezember hieß. Durch Zusammenschlüsse reduziere sich auch die Zahl der Gemeinden - von 694 in 2018 auf 687 im kommenden Jahr.

Konkret schließen sich den Angaben zufolge im Kirchenkreis Aachen die Kirchengemeinden Baesweiler und Setterich-Siersdorf zur Kirchengemeinde Baesweiler-Setterich-Siersdorf zusammen. Aus den Gemeinden Bell-Leideneck-Uhler, Horn-Laubach-Bubach, Riegenroth und Gödenroth-Heyweiler-Roth im Kirchenkreis Simmern-Trarbach werde die neue Kirchengemeinde "Zehn Türme", hieß es. Im Kirchenkreis Trier bildeten die Gemeinden Rhaunen-Hausen und Sulzbach die neue Kirchengemeinde Rhaunen-Hausen-Sulzbach.

Die Kirchengemeinde Ellweiler im Kirchenkreis Obere Nahe schließt sich den Angaben zufolge der Kirchengemeinde Birkenfeld an. Die Evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Schöller und Gruiten fusionierten im Kirchenkreis Niederberg zur Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Gruiten-Schöller.