Duisburg (epd). Kirchentagspräsident Hans Leyendecker fordert von Journalisten mehr Zurückhaltung und weniger Zuspitzung. Eilmeldungen solle es nur geben, wenn es etwas wirklich Wichtiges zu melden gebe, sagte der 69-jährige Journalist am 1. Dezember auf einem Empfang des evangelischen Kirchenkreises Duisburg. Zudem brauche es mehr leise und weniger laute Stimmen.
"Mit Wahrheitsversprechungen sollten Journalisten vorsichtig sein", sagte Leyendecker, der für den "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" tätig war. Es gebe häufig mehrere Wirklichkeiten und der Mensch nehme das Leben oft nur verschwommen wahr.
Als Negativbeispiel bezeichnete der Journalist den Fall des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff, der von einigen Medien mit Gerüchten, Teilwahrheiten und Lügen zu Fall gebracht worden sei. "Pressefreiheit ist nicht die Freiheit, andere fertig zu machen", betonte der Präsident des im kommenden Jahr stattfindenden 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund. Vielmehr sollten sich Journalisten den Grundwerten und Grundrechten der Verfassung verpflichtet fühlen und sich für die Würde anderer Menschen einsetzen.
Auch müsse sich jeder Journalist seiner Verantwortung bewusst sein und sich immer fragen, welche Auswirkungen ein Text, ein Satz habe. Denn Journalismus habe auch die Aufgabe, für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu sorgen, betonte Leyendecker. Außerdem gelte es für Gerechtigkeit zu kämpfen und die politische Macht zu kontrollieren. "Die Sehnsucht nach kritischem Journalismus ist groß, nicht nur in den USA", betonte er.