Mehr als 50 nordrhein-westfälische Kulturinstitutionen haben am 9. November in Düsseldorf ein Zeichen für die Kunstfreiheit gesetzt. Sie unterzeichneten eine "Erklärung der Vielen" von Kulturschaffenden gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft. "Kunst und Kultur stehen immer an der Seite der Opfer, der Verfolgten", sagte der Generalintendant des Schauspielhauses Düsseldorf, Wilfried Schulz, bei der Vorstellung der Erklärung, mit der Kulturschaffende für mehr Solidarität plädieren. Ähnliche Auftaktveranstaltungen fanden den Angaben zufolge in Berlin, Dresden und Hamburg statt. Bundesweit unterzeichneten 300 Kulturinstitutionen die Erklärung.

NRW-Kulturschaffende unterzeichnen "Erklärung der Vielen"

Theater trainierten Empathie und forderten Besucher auf, sich dazu zu verhalten und zu positionieren, erklärte Schulz. Theater laden nach seinen Worten "zu hoher emotionaler Beteiligung ein und stellen Modelle vor, wie wir leben und wie wir leben wollen".

"Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt", heißt es in der mehrseitigen und mehrsprachigen Erklärung der NRW-Kultureinrichtungen. Die Direktorin des Duisburger Lehmbruck-Museums, Söke Dinkla, sagte: "Kunst ist Leben. Beides ist nicht ohne einander denkbar. Und, Kunst ist auch Handeln." Dinkla räumte ein, viele Kunst- und Kultureinrichtungen hätten aber "eine gewisse Selbstzufriedenheit."

Am 80. Jahrestag der NS-Pogromnacht von 1938 sagte die Museumschefin, sie fühle sich durch die zunehmende Intoleranz, Ausgrenzungen und Aggressivität von rechts an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert. "Gerade deshalb müssen wir als Kulturschaffende unsere Stimme lauter werden lassen und mit dafür sorgen, dass sich Geschichte nicht wiederholt." Dazu müssten Kunst und Kultur neue Wege gehen, "für eine Gesellschaft, die nicht immer einfach ist", erklärte Dinkla.

Aufklärung über rechte Strategien

Die Unterzeichner der "NRW-Erklärung der Vielen" betonten, es gehe um "Solidarität statt Privilegien! Es geht um Alle. Kunst bleibt frei". Der rechte Populismus greife die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision an und stehe "der Kunst der Vielen feindselig gegenüber." Dagegen gelte es in Nordrhein-Westfalen und bundesweit "Haltung für Toleranz, Vielfalt und Respekt" zu zeigen. Versuche der Rechtsnationalen, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, müssten abgewehrt werden.

Zudem müsse in Theatern, Opernhäusern, Konzertsälen, im Museen und Galerien, Bibliotheken und Ausstellungshäusern der offene, aufklärende, kritische Dialog über rechte Strategien geführt werden. Weiterhin verbinde man sich "solidarisch mit den Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden," erklärten die Unterzeichner.

Die Intendantin des Tanzhauses NRW, Bettina Masuch, sagte, in ihrer Einrichtung gehöre "das internationale Arbeiten zur künstlerischen DNA und hat Geschichte." Im Tanzhaus in Düsseldorf gebe es 90 Dozenten aus rund 40 Ländern. Die Einrichtungen im Kulturbereich müssten wegen der zunehmenden rassistischen Angriffe "nicht nur in der Kunstproduktion Stellung beziehen". Kunst könne und müsse zeigen, "das unvoreingenommenes Aufeinander zugehen ein großer Wert" sei.