Bielefeld (epd). Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wollen Menschen mit Behinderungen darin unterstützen, Partnerschaft, Liebe und Sexualität selbstbestimmt zu leben. Von Beziehungsproblemen und Liebeskummer bis hin zum Thema Heiraten und Kinderwunsch reichten die Anliegen, mit denen Menschen in die Beratung kämen, sagte Bethel-Mitarbeiterin Martina Kretschmer dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Das von der Aktion Mensch geförderte Beratungsangebot "Lebenslust" sei gut angelaufen. In einem geschützten Rahmen könnten Ratsuchende offen über Gefühle und Sehnsüchte sprechen, betonte sie.
Gefühle und Sehnsüchte offen ansprechen
Zweimal pro Monat gebe es eine offene Sprechstunde im integrativen Freizeit- und Kulturzentrum "Neue Schmiede" in Bielefeld-Bethel, hinzu kämen Einzelberatungen, erklärte Kretschmer, die das Projekt mit zwei weiteren Kollegen betreut. In Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld und Pro Familia entstanden zudem Broschüren in leichter Sprache, darunter eine Kondom-Anleitung und ein Heft zum Thema Heiraten.
Dass Menschen mit Behinderungen als Paar zusammenlebten und heirateten, sei in Bethel-Einrichtungen längst normal, hieß es. Dennoch gebe es rund um die Themen Liebe und Sexualität immer noch Unsicherheiten, auch bei den Beschäftigten der v. Bodelschwinghschen Stiftungen. "Viele Mitarbeitende sind sehr offen und ermöglichen viel", sagte Kretschmer. Doch fürchteten sie gleichzeitig, Menschen mit Behinderungen vor Grenzverletzungen oder Missbrauch nicht schützen zu können.
Sexual-Aufklärung und Kontaktschmiede
Kretschmer und ihr Team gehen deshalb in Einrichtungen und Werkstätten, informieren dort Mitarbeitende, sprechen mit Angehörigen und bieten Sexual-Aufklärung an. Geplant sind den Angaben zufolge zudem Workshops zu Themen wie Sexualbegleitung. Dabei handelt es sich um eine erotische Dienstleistung für Menschen mit Behinderung. "Für einige von ihnen stellt das oft die einzige Möglichkeit dar, Zärtlichkeit und Sexualität zu erleben", sagte Kretschmer.
Es gehe darum, Wünsche der Behinderten ernst zu nehmen, betonte sie. "Der Wunsch, nicht alleine zu sein, ist groß." Die "Neue Schmiede" lädt deshalb wieder zur Kontaktschmiede "Aloha" ein. Das Prinzip ähnelt den Angaben nach einer herkömmlichen Partner-Vermittlung: Interessierte füllten einen Steckbrief über sich aus, das "Lebenslust"-Team vermittele den Kontakt, auf Wunsch seien die Mitarbeiter auch beim ersten Date mit dabei. An die 70 Gesuche seien aktuell in der Kartei, erklärte Kretschmer. "Einige merken beim ersten Mal, das wird nichts. Andere finden sich sympathisch und verabreden sich erneut." Es laufe eben wie bei anderen Partner-Vermittlungen auch, betonte sie.