Nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen lässt sich aktuell kaum mehr Pflegenachwuchs ausbilden. Die Kapazitäten in der Altenpflegeausbildung seien seit 2012 um 85 Prozent gestiegen, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Christian Heine-Göttelmann, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Heute gibt es fast 19.000 Auszubildende in der Altenpflege. In der Gesundheits- und Krankenpflege plus Kinderkrankenpflege ist die Zahl annähernd gleich hoch."

Zugleich sieht er aber auch die Notwendigkeit, weitere Schulen zu eröffnen. Denn der prognostizierte Fachkräftemangel in der Pflege werde im Jahr 2040 bei 70.000 Pflegekräften liegen, sagte der Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Um mehr Ausbildungsstätten zu schaffen, "müssen die Schulen allerdings auch Anreize bekommen und nicht noch selbst Geld mitbringen, um auszubilden".

Es sei bereits einiges getan worden, um die Ausbildung zu erleichtern, sagte Göttelmann. In der Gesundheits- und Krankenpflege seien die Rahmenbedingungen entbürokratisiert worden. Doch die Auswirkungen dieser Reformen ließen sich noch nicht endgültig abschätzen, "weil exakte Zahlen erst ab 2019 zur Verfügung stehen werden".

Zudem würden sich die Refinanzierungsbedingungen für die Altenpflegeausbildung durch das Pflegeberufereformgesetz verbessern: "Das wird sich qualitativ niederschlagen. Das Land und die Sozialleistungsträger, also Krankenkassen und Pflegekassen, finanzieren das."

Schließlich verwies Heine-Göttelmann auch auf die neue generalistische Pflegeausbildung. Sie werde insgesamt die Attraktivität des Pflegeberufes erhöhen, zum Beispiel durch mehr Wechselmöglichkeiten und eine ausgeglichenere Bezahlung. Dass dadurch automatisch mehr Interessenten für die Ausbildung gefunden werden, glaubt er indes nicht: "Die Generalistik stellt hohe Anforderungen an die Bewerber der Zukunft."

Gebraucht werde auch eine gute Pflegehelferausbildung mit entsprechenden Aufstiegsmöglichkeiten. Der Diakonie-Vorstand nahm auch andere Zielgruppen für die Nachwuchsgewinnung in den Blick, nämlich Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen oder ohne Schulabschluss, Wiedereinsteigerinnen, die eine Kinderbetreuung brauchen, oder auch Flüchtlinge. "Es gibt da nicht die eine Maßnahme, die Erfolg verspricht, sondern für diese Potenzialerweiterung müssen mit vielen Initiativen niedrigschwellige Einstiege und gute Perspektiven geschaffen werden", sagte der Experte.