Minden (epd). Ein großer Teil der Theologie weigere sich, über eine Sicht der Erde als "lebendiger Großorganismus" nachzudenken, in dem alles voneinander abhänge, sagte Wartenberg-Potter am 10. November in Minden. Dort berieten ökumenische Initiativen aus ganz Deutschland unter dem Motto "Grüne Reformation und Ökologische Theologie" über Fragen von Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Wartenberg-Potter: Lebensstil überdenken
Der "Zerstörung der geschöpflichen Mitwelt" und damit des menschlichen Lebensraumes müsse eine theologische Argumentation entgegengesetzt werden, verlangte die ehemalige Bischöfin der Nordkirche. Aus dem biblischen Satz "Macht euch die Erde untertan" werde jedoch noch immer die Herrschaft über die Schöpfung als Grundbestimmung des Menschen abgeleitet. Menschen beriefen sich darauf, obwohl zahlreiche Tierarten ausgerottet würden, die Permafrostböden auftauten und lebenswichtige ökologische Räume immer mehr zerstört würden.
Zwar sei die Zahl der Menschen, die über Alternativen nachdächten, "erstaunlich und erfreulich groß", sagte die Theologin. Jedoch nähmen viele zwar die Bedrohung des Planeten wahr, seien aber nicht zu einer Änderung ihres Lebensstils bereit. Dabei könne jeder ab heute anders essen, anders reisen, nachhaltiger leben und weniger Energie verbrauchen, betonte Wartenberg-Potter.
Manfred Kock kritisiert USA-Kurs
Zuvor hatte der frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock die Abkehr der USA von internationalen Klimavereinbarungen kritisiert. US-Präsident Donald Trump wolle den Abbau von Kohle und Ölschiefer "trotz höchster Risiken für Land und Wasser" ungehemmt fortsetzen. Auch in Deutschland gebe es Kontroversen um die Zukunft der Energieversorgung, stellte Kock fest. Das Interesse an der Erhaltung traditioneller Arbeitsplätze und die Zukunftsverantwortung gerieten "immer wieder in heftige Auseinandersetzung".
Es gebe in der Kirche viel persönliches Engagement von Menschen für die Bewahrung der Schöpfung durch einen veränderten Lebensstil, betonte der Theologe. Auch Kirchengemeinden zeigten Verantwortung, in dem sie etwa Ländereien unter der Auflage verpachteten, dass diese ökologisch bewirtschaftet werden, sagte der frühere rheinische Präses.
Bei dem zweitägigen "Ökumenischen Ratschlag" in Minden ging es nach Angaben der Veranstalter unter anderem darum, wie die Initiativen "angesichts der sich verschärfenden planetarischen Krisen" ihre Kräfte bündeln können. Ebenso wurde über Aktivitäten aus den Kirchen sowie die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Bewegungen diskutiert. Veranstalter waren das Ökumenische Netz in Deutschland und die Stiftung Ökumene.