Die Stadt Düsseldorf ehrt den italienischen Juristen und Bürgermeister der sizilianischen Stadt Palermo, Leoluca Orlando, am 1. Dezember mit dem diesjährigen Heine-Preis. "Orlandos Einsatz bei der Aufnahme von Flüchtlingen an der Schnittstelle zwischen Afrika und Europa ist vorbildlich, ganz im Sinne der Grundrechte des Menschen und der Statuten des Heine-Preises", begründete die Stadt ihre Wahl des Preisträgers. Mutig und konsequent habe er zudem den Kampf gegen die Mafia geführt und damit seiner Heimatstadt das demokratische Selbstbewusstsein zurückgegeben.

Laudatio hält Filmregisseur Wim Wenders

Orlando wird die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung im Düsseldorfer Rathaus entgegennehmen. Die Laudatio hält der Regisseur Wim Wenders, wie die Stadt am 7. November mitteilte. Sein Film "Palermo Shooting", der 2008 in die Kinos gekommen war, war hauptsächlich in Palermo und Düsseldorf gedreht worden.

Orlando wurde am 1. August 1947 in Palermo geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er als Anwalt und war als Berater in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und für den zeitweiligen Regierungschef von Sizilien, Piersanti Mattarella, tätig, der von der Mafia getötet wurde. Orlando war bereits mehrfach Bürgermeister von Palermo, das erste Mal ab 1985. Aufgrund seines Kampfes gegen die Mafia musste er mit seiner Frau 1992 an einen bewachten Ort fliehen. 1993 wurde er erneut zum Bürgermeister gewählt, 1997 im Amt bestätigt. Von 1994 bis 1999 saß Orlando auch im Europaparlament.

Nach zwei Amtszeiten in Folge musste Orlando als Bürgermeister pausieren und wurde 2006 ins italienische Parlament gewählt. 2012 wurde er erneut zum Bürgermeister gewählt und bekleidet seither das Amt. In der Charta von Palermo fordert er unter anderem von der EU die Einrichtung eines humanitären Korridors für Flüchtlinge von Libyen nach Europa. In einer von ihm entwickelten App und in zahlreichen Publikationen setzt der Politiker sich zudem mit der Mafia und Korruption auseinander. Zudem schrieb er Chansons, Drehbücher, Erzählungen und trat auch selbst als Schauspieler auf.

Der Düsseldorfer Heine-Preis wird seit 1972 an Persönlichkeiten verliehen, "die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten". Frühere Heine-Preisträger waren unter anderem Walter Jens, Max Frisch, Elfriede Jelinek, Amos Oz und Simone Veil.