Würzburg (epd). Bei den gemeinsamen Beratungen der protestantischen Kirchen in Deutschland stand am 10. November die Ökumene im Zentrum. Die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) nahmen in Würzburg gemeinsam die Berichte über die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche entgegen.
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, der evangelische Vorsitzende des Kontaktgesprächskreises der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), würdigte in seinem Bericht die "neue Gangart" des Vatikans mit Blick auf den anstehenden ersten offiziellen Dialog zwischen dem Vatikan und dem Gesamtprotestantismus. Bilaterale Gespräche zwischen einzelnen evangelischen Kirchen und Rom hätten eine lange Tradition, aber in dem Dialog zwischen dem Vatikan und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) liege eine neue Chance, sagte Schad.
Am 16. September hatten Vertreter des Vatikans und der GEKE eine Erklärung unterzeichnet, einen Dialog über das Verständnis von Kirche und Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Für das Jahr 2030 sei eine gemeinsame Erklärung zu Kirche, Eucharistie und Amt geplant. Diese soll mit der katholischen, den lutherischen, reformierten, unierten und methodistischen Kirchen abgestimmt werden. Noch in diesem Jahr solle festgelegt werden, wie der Dialog organisiert wird, teilte Schad mit.
"Entscheidender Schritt"
Der lutherische Catholica-Beauftragte, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, würdigte die katholische Orientierungshilfe zur Eucharistie für gemischtkonfessionelle Paare. "Sie wird Wege und Möglichkeiten eröffnen, wie Ehepartner gemeinsam zum Tisch des Herrn treten können", sagte der Theologe. Insofern sei sie als "entscheidender Schritt" zu bezeichnen, sagte Manzke in seinem Bericht vor der Generalsynode und der Vollkonferenz.
Manzke bezeichnete die Frage des gemeinsamen Abendmahls als entscheidend für Fortschritte in der Ökumene. "Diese Debatte steht ganz offensichtlich exemplarisch für die Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung in der Ökumene", sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Die Frage der Öffnung der Eucharistie für Protestanten habe in der katholischen Kirche einen Richtungsstreit ausgelöst.
Ende Juni hatte die Deutsche Bischofskonferenz eine Orientierungshilfe für die Bischöfe herausgegeben, die Stellung nimmt zu der Frage der Eucharistie für gemischtkonfessionelle Paare. Seither liegt es in der Entscheidung der einzelnen Bischöfe, die Eucharistie auch protestantischen Ehepartnern zu öffnen. Eine verbindliche Regelung für alle Diözesen in Deutschland blieb damit aus. Das geplante Dokument der Bischofskonferenz war zunächst vom Vatikan zurückgehalten worden.
"Langer Atem"
Auch wenn die Veröffentlichung als Orientierungshilfe ein Kompromiss sei, sei sie nun in der Welt, sagte Manzke. Rund ein Drittel der 27 katholischen Bistümer hätten seither angekündigt, die Vorschläge der Orientierungshilfe umzusetzen. Darunter seien die Bistümer Paderborn, Osnabrück, Speyer und Magdeburg, teilte er mit.
Aus protestantischer Perspektive enttäuschend sei jedoch, dass die katholische Kirche weiterhin ablehne, dass katholische Ehepartner das gemeinsame Abendmahl in evangelischen Kirchen empfangen. "Wer sich für die Ökumene einsetzt, muss einen langen Atem mitbringen", sagte Manzke. Immerhin sei überhaupt ein Text veröffentlicht worden, auf den sich die Protestanten beziehen könnten.