Die Essener Superintendentin Marion Greve hat an Politik und Verwaltung der Ruhrgebietsstadt appelliert, mehr gegen die wachsende Armut zu tun. "Im Ruhrgebiet leben viel zu viele Menschen mit Armutsrisiko", sagte die Theologin nach Angaben des evangelischen Kirchenkreises Essen am 10. November auf der Kreissynode. Ende 2017 bezogen nach ihren Worten 18 Prozent der Essener existenzsichernde Leistungen, bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren waren es sogar 35,5 Prozent.

Gerade bei der Kinderarmut gebe es einen fatalen Kreislauf, beklagte Greve: "Die Folgen des Transferbezugs oder niedriger Löhne der Eltern, Bildungsbenachteiligung, gesellschaftliche Desintegration und mangelnde Teilhabe, gesundheitliche Beeinträchtigungen und eine Unterversorgung bei der Erziehung und Betreuung verstärken sich wechselseitig." Wer in einem Essener Stadtteil mit räumlicher Armutsverdichtung aufwachse, sei von vornherein im Hinblick auf die Schullaufbahn benachteiligt, was sich fast immer problematisch auf den weiteren Lebensweg auswirke.

Hier müssten Politik und Stadtverwaltung zeitnah entschieden gegensteuern und daran arbeiten, dass sich das soziale Nord-Süd-Gefälle nicht weiter vertiefe, mahnte die Superintendentin. Als gutes Beispiel für einen Schritt in die richtige Richtung wurde das Programm "Kinderarmut bekämpfen - Teilhabe ermöglichen" der Stadt Essen genannt, das eine Zusatzförderung von Kindertagesstätten in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf ermöglicht.