Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, plädiert für die Möglichkeit zum "Spurwechsel" von einem Asylverfahren zu einer Zuwanderung. "Spurwechsel" bedeute, dass das Bleiben im Interesse des aufnehmenden Landes liegt, sagte Huber dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Die vorgeschlagene Verbindung mit einer Stichtagsregelung macht Sinn, weil man dann nicht zukünftige Zuwanderer mit der Erwartung anlockt, es zunächst über den Flüchtlingsstatus zu versuchen und dann in den Einwanderungsstatus überzuwechseln."

Für einen Spurwechsel müsse die Integration nachgewiesen werden. "Das ist anhand der konkreten Anforderungen in einem Beruf ja auch möglich", sagte der Berliner Altbischof. "Wenn man nach fünf Jahren nicht weiß, ob jemand diese Anforderungen tatsächlich erfüllt, dann wird man es wohl nie wissen."

Land nicht überfordern

Klar sei aber auch, dass es immer eine Härte bedeute, wenn Menschen nach fünf Jahren das Land wieder verlassen müssen. Man müsse die Menschen auf die Rückkehr vorbereiten und darauf schauen, wie die Lage in den Herkunftsländern ist, sagte der Sozialethiker. Wenn man alle willkommen heiße und keinen vor die Erwartung der Rückkehr stelle, dann sei das Land sicherlich überfordert. "Das müssen wir vermeiden, damit wir auch in Zukunft zur Hilfe für bedrängte Menschen bereit und in der Lage sind", sagte er.

Huber hob den Zusammenhang zwischen Problemen in der Weltwirtschaft und der Migrationskrise hervor. "Es ergibt doch überhaupt keinen Sinn, Menschen, die vor der Not im eigenen Land fliehen, als Wirtschaftsflüchtlinge zu beschimpfen", sagte der Theologe in dem Gespräch aus Anlass der Eskalation der weltweiten Finanzkrise vor zehn Jahren: "Man muss zur Kenntnis nehmen, dass unser Nachbarkontinent Afrika das größte Armutsgebiet der Welt ist." Da könne man doch nicht aus deutscher Perspektive sagen, "dass wir in wirtschaftlich guten und gesunden Zeiten leben".